Nur, wo du zu Fuß warst, warst du wirklich! (ab 2020)

Der Fluch mit den Wenigen und den Folgen für die Masse

Die generelle Unterstellung der Verantwortungslosigkeit einer Mehrheit von Menschen wegen der Verfehlungen einiger weniger ist eine leichte und billige Grundlage für Verbote und Einschränkungen. Können solche generellen Verbote und Einschränkungen auf breite Akzeptanz hoffen? 

In unserem Alltag kommen wir immer wieder mit Regelungen in Berührung, die wir je nach Ausgangslage als übertrieben empfinden. 60 km/h in der Autobahnbaustelle, wo auch 100 km/h gut funktionieren würden. Umfassende gesetzliche Regelungen in Bezug auf Bäume und Büsche an Grundstückgrenzen. Kaum erfüllbare Vorschriften, wie und wann Fußwege von Schnee und Eis zu räumen sind. Massive Einschränkungsversuche für Freizeitbetätigungen wie Wandern, Klettern oder Mountainbikefahren. Auch der immer wieder zu hörende Ruf nach härteren Gesetzen gehört in diese Kategorie.   Eines ist all diesen überbordenden Regelungen gemein: Sie entstanden nicht, weil der Mehrheit gezeigt werden muß, wie vernünftiges Miteinander funktioniert. Die meisten Regelungen entstehen, weil einige wenige sich nicht an Regeln des Anstandes und des Miteinander halten. Für diese schwarzen Schafe werden Gesetze und Vorschriften geschaffen – gelegentlich in einer Form, die gleich alle Betroffenen unter einen Generalverdacht stellt oder eine Sache regelrecht unmöglich macht. 

Leider gibt es auch unter den Nutzern von Coptern, gemeinhin auch als Drohnen bezeichnet, solche Individuen, die unbedingt über einen Flughafen, ein Munitionsdepot oder ein Gefängnis fliegen müssen. Die tatsächlich anderen Menschen durch die Schlafzimmerfenster schauen oder dicht über großen Menschenansammlungen fliegen. Und leider sind die negativen Meldungen darüber in Newsportalen und Zeitungen sehr gute Umsatztreiber. Das führt dazu, dass ein diffuses Gefühl der Bedrohung in der Bevölkerung geschürt wird. Oft ganz ohne persönliche Betroffenheit führt das zu einer pauschalen Verneinung jeglichen Einsatzes von Copter, da diese ja vermeintlich nur zu „Spionage“ und „Verletzung des Rechtes am eigenen Bild“ und zur „Lärmbelästigung“ beitragen. 

Trotz der großen Anzahl Copter, die über die vergangenen Jahre in Deutschland verkauft wurden, haben die wenigsten mehr als ein, zwei Mal pro Jahr „Kontakt“ mit einer Hobby-Drohne. Dennoch sind die Vorurteile tief verankert. Gerade bei den „Naturliebhabern“, die sich sehr gerne die modernen Naturdokumentationen anschauen. Sie realisieren dabei nicht, dass ein Großteil der fantastischen Landschafts- und Tiefaufnahmen erst durch die dafür verwendeten Drohnen möglich wurde. 

Gewiss gibt es Wald- und Wegabschnitte, auf denen die Mountainbiker zahlenmäßig so auffällig häufig anzutreffen sind, dass sie ggf. sogar negativ auffallen. Doch schaut man etwas großzügiger auf das Wegeangebot, so wird man nur selten den Konflikt der gemeinsamen Wegenutzung antreffen. Und so mag es an wenigen Brennpunkten zu häufigeren Copter-Flügen kommen. Doch im Allgemeinen sind solche Hobby-Drohnenflüge zahlenmäßig so selten, dass sie keine Belästigung darstellen können. Und wenn wir schon schimpfen über Lärm, dann stellt sich die Frage im Kontext des Aufenthalts in der Natur viel eher in Bezug auf unnötige und laute Motorräder oder die langen Schlange Tagesausflügler in ihren Autos, wenn sie sich durch enge Dorfstraßen drängen. 

Fazit

Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen unseres Lebens besitzen die Nutzer von Coptern keine Lobby….außer der namenlosen Menge derjenigen, die gerne Reise- oder Naturfilme in Youtube oder Vimeo anschauen und sich an den Naturaufnahmen erfreuen. 

Ich würde mir wünschen, dass beim Thema „Drohnen-Flug“ weiterhin das gegenseitige Verständnis, aber vor allem auch eine gewisse Kompromissbereitschaft vorhanden bleiben. Nicht die Mehrheit sollte das „Feindbild“ sein, sondern die wenigen Ausnahmen, die dann auch strafrechtlich verfolgt werden müssen. Nicht eine weitgehend pauschale Sperrung großer Teile der Fläche Deutschlands, sondern wie in anderen Fällen des Regelverstoßes eine konsequentere Strafverfolgung. Nicht die Regeln gehören verschärft, sondern deren Durchsetzung. Und wo Regeln über ihr Ziel hinausschießen, sollte der Mut der Verantwortlichen groß genug sein, diese auch zurück zu nehmen. 

Weitwinkel-Aufnahmen

Zum Schluss noch ein technisches Detail: die mit weitem Abstand größte Zahl an Hobby-Coptern ist mit einem Weitwinkel-Objektiv ausgestattet. Das bedeutet, dass man bereits aus kurzer Entfernung einen weiten Bereich vor sich sieht. Nur ganz wenige und teure Hobby-Drohnen haben ein Teleobjektiv, mit dem man weiter entfernte Objekte näher heranholen kann. Ein Copter, der in 20 m Entfernung fliegt, nimmt einen Menschen bereits nur noch als kleinen Teil der gesamten Umgebung auf. Also keine Angst, eine weiter weg fliegende Drohne will nicht SIE ausspionieren, sondern schaut vermutlich gerade zu irgendeiner Sehenswürdigkeit, zum Beispiel einer Burg, Kirche oder ein See oder Berg.