Schaut man auf eine Europakarte, so fallen die Alpen als mächtiger Gebirgsriegel sofort auf. Von den Französischen Seealpen bis hinein nach Österreich und Slowenien zieht sich der Gebirgszug. Er zeigt sehr deutlich die Kräfte, die bei der Kollision der Eurasischen mit der Afrikanischen Platte entstanden sind. Diese Stauchungszone setzt sich als Pyrenäen-Gebirgszug nahezu perfekt von Ost nach West laufend zwischen Frankreich und Spanien fort.
Dieser Gebirgszug sollte dieses Jahr das Ziel des Sommerurlaubs werden: die bis zu 3.400 m hohe und 430 km lange Pyrenäen-Kette.
Bis dorthin sind es aus dem Rhein-Main-Gebiet etwa 1.200 km Fahrtstrecke. Warum eine so lange Strecke an einem Tag fahren, wenn es dazwischen noch so viel zu sehen gibt?! Also wurde Hin- und Rückfahrt in Etappen aufgeteilt.
Die erste Station wurde die Chaine des Puys, die Kette der Vulkane bei Clermont Ferrand. Diese aussergewöhnliche Landschaft im Massif Central ist geprägt von mehr als einem Dutzend deutlich sichtbarer Vulkanberge. Die Gipfel von Puy Pariou, Puy de Come, Puy de Lassolas und Puy de Clerziou haben eine Höhe von 1.100…1.200 m. Der bekannteste und größte Vulkanberg ist der Puy de Dome (1465m) und überragt Clermont-Ferrand um 1.000 Höhenmeter.
Die letzten Ausbrüche liegen noch nicht einmal 10.000 Jahre zurück. Dennoch hat die Natur fast alle Spuren des Vulkanismus bereits wieder überdeckt. Nur am Puy de la Vache und Puy de Lassolas sind noch groß, offene Ascheflächen zu sehen. Doch an einigen Krater sorgen u.a. Schafe dafür, dass der Wald sie nicht erobert und so bleibt die typische Trichterform deutlich sichtbar. Ein Bilderbuch für solche, die sich für Vulkanismus interessieren.
Das Gebiet ist durchzogen von etlichen Wanderwegen, die zum Teil durchaus beachtliche Höhenmeter sammeln. Doch auch leichtere Rundtouren führen hinauf auf die Kraterränder.
Nächste Station auf dem Weg gen Süden wurde das Gebiet der Cevennen, die sich südöstlich an das Massif Central anschließen. Dieses gewaltige Karstmassiv (Kalkstein und Dolomit von einem ehemaligen Meeresboden) ist durchzogen von steilen, tiefen Schluchten. Dazwischen beherrschen karge, wasserarme Hochflächen das Landschaftsbild. Durch das warme Klima im Sommer hat sich eine mediterrane Fauna und Flora herausgebildet. Besonders die Schluchten des Tarn, des Jonte und der Dourbie entführen einen in eine aussergewöhnliche Landschaft voller Felswände und beschaulicher Dörfer (u.a. Florac, Millau, Ales). Ausserdem gibt es hier einige der größten Höhlen Frankreichs (Aven Armand, Grotte des Demoiselles) und man hat sehr gute Chancen, einige der wilden Geier zu sehen.
Und dann schließlich im Languedoc-Roussillon die ersten Berührungen der Ausläufer der Pyrenäen. Montpelier, Beziers, Narbonne und Perpigan sind große Namen auf den Autobahnschildern, während man nun deutlich im mediterranen Teil von Frankreich fährt.
Von Perpignan aus sind es nur noch 150 km bis nach Andorra. Der Kleinstaat wirkt allerdings entlang seiner Pass-Strassen sehr wintersportlastig mit riesigen Hotelanlagen und Geschäftsmeilen. Da wird es doch gleich wieder viel ruhiger auf der spanischen Seite. Hier merkt man sehr deutlich, dass die Pyrenäen auch eine Wetterscheide sind. In Frankreich ist das Klima eher feucht, während die spanische Seite mit ihrem dornigem Gestrüpp und den niedrigen Büschen eher trocken und wasserarm wirkt.
Der Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido ist ein ausgezeichnetes Wandergebiet mit steilen Gebirgsstöcken und tiefen Schluchten. Ein lohnendes Ziel auch abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten.