Die Fahrt vom Nachtplatz auf 500 m Höhe hinab zum Flykanvatnet ist schnell vollbracht. Dann geht es durch den 7,6 km langen Svartisentunnel. 1200 m Gebirge ragen über einem dann auf, wenn man in der Mitte des Tunnels ist. Entlang des Nordfjord erreicht man nach etwa 9 km einen Rastplatz mit vielen Bänken und Aussicht auf den Fjord. Kurz danach (von Norden kommend) steht ein Schild "To Svartisen". Hier, mit einem kleinen Parkplatz, legt das Personenfährschiff zum Ausgangspunkt für die Wanderung zum Engabreen ab (235 NOK inclusive. Fahrradverleih).
Der Engabreen ist ein Seitenarm des Svartisen und reicht mittlerweile nur noch bis auf etwa 200 Höhenmeter bis zu seinem Gletschersee hinab. Man sieht auch diesem Eisstrom an, dass er seit Jahren an Volumen und Länge verliert. Allerdings schimmert im Hochsommer das Blaueis inmitten des kahlen, heraus geschliffenen Felstal durch die fehlende Schneedecke einfach faszinierend. In 20 Minuten ist man am Fähanleger Engen und kann sich dort einfach ein Fahrrad nehmen (die Entleihgebühr von 65 NOK zahlt man bei der Rückfahrt). So verkürzt sich die recht öde Strecke von etwa 3,8 km bis zum Fuß der Felsrampe doch erheblich.
Der Aufstieg ist einigermaßen gekennzeichnet (bei schlechter Sicht kann man sich schnell verlaufen im unübersichtlichen Gelände). Blaue Striche führen einen am rechten Rand der riesigen ehemaligen Gleitfläche hinauf, rote Punkte und Linien dagegen steiler am linken Rand entlang. Dieser Weg ist mit Stangen und Seilen gesichert und führt über lange Zeit über glattgeschliffene Felsen. Das Eis des darüber schrammenden Gletschers hat die Schichtungen im Gestein deutlich sichtbar gemacht....und wie das Gestein wohl auch durchgeknetet wurde. Etliche Stellen von mehreren 10 Metern Kantenlänge lassen erahnen, dass auch Gestein wie Wasser sich in Wirbeln und Mäandern legen kann.
Folgt man der roten Markierung, käme man auf 1100 m Höhe zu einer Hütte direkt am Eisrand des Svartisen Gletschers. Man kann aber vorher abbrechen - empfehlenswert in der abgeflachten Senke vor einem Steilaufschwung, an dem der Gletscher besonders starke Spalten aufweist. Hier kann man bequem und übersichtlich (bei entsprechendem Wetter) zum Rand des Gletschers gehen.
Wer einmal an einer ungefährlichen Stelle unter das Eis schaut, erkennt, dass auf etliche Meter das Eis überhängt und gar keinen Kontakt mehr hat zum im Sommer wärmeren Fels. Tief unten rauscht das Schmelzwasser gegen das nahe Meer zu und Millionen kleiner Wassertropfenrinnsale kündigen vom langsamen Sterben des kalten Riesen.
Immer wieder brechen große Brocken vom ausfransenden Rand des Gletschers ab und liegen dann losgelöst auf den glattgeschliffenen Felsen. Nicht nur an solchen Stellen kann man die unglaubliche Vielzahl an Blauschattierungen sehen. Das Wasser und die eingeschlossenen Mineralien schlucken das langwelligere Licht und reflektieren nur das kurzwellige Blau. Beeindruckend an warmen Tagen ist die Kälte Luft in unmittelbarer Nähe des Gletschereises. Immer wieder knackt es vernehmlich im Eis und mit etwas Glück kann man am Gletschermund auch einen Eisabbruch beobachten. Hier, am unteren Ende des Gletschers, strömt in breitem Strom eine grau-trübe Wassermasse heraus. Sie transportieren täglich Tonnen von Gesteinsmehl in den See vor dem Gletscher.
Dieser liegt nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Neben den beiden markierten Wegen gibt es auch mehrere andere. Bei allen muß man bedenken, das zwei gewaltige Risse die bei trockenem Wetter hervorragend zu gehende, abschüssige Felsbuckel-Zone unterhalb des Gletschers durchziehen. Sie müssen umgangen werden.
Je nach Weite des Anstieges liegt man bei etwa 400 Höhenmeter bei 2 Stunden Anweg (mit Fahrrad). Etwa die gleiche Zeit braucht man auch wieder zurück. Man sollte sich die Fahrzeiten merken, denn es ist ärgerlich, wenn man dann womöglich kurz nach der Abfahrt der Fähre wieder am Fähranleger ankommt. Dann muß man schon mal eine Stunde Wartezeit einplanen.