Wie oft denkt man darüber nach, was man gerne mal machen würde. Was man gerne erreichen oder erleben würde. Doch dann bleibt es nur beim Wunsch. Weil man sich nicht aufraffen kann, weil der vermutete Zugewinn an Lebensqualität den vermuteten Aufwand nicht lohnt.
Dieses Prinzip gilt im privaten Umfeld genauso wie im Beruf. Bin ich mit dem zufrieden, was ich erreicht habe, dann sinkt die Motivation, etwas daran zu ändern, darüber hinaus zu gehen. Das ist grundsätzlich auch völlig in Ordnung, denn ein permanentes Sich-Verändern ist gar nicht in uns angelegt. Nur die wenigsten Menschen sind Zeit ihres Lebens bestrebt, sich weiter und weiter zu entwickeln.
Dass wir uns alle im Laufe des Lebens weiterentwickeln ist unzweifelhaft. Doch der Unterschied zur bewussten Änderung ist, dass diese Weiterentwicklung bei den meisten Menschen maßgeblich durch die äußeren Einflüsse bedingt ist, sich also „einfach so“ ergibt.
Hat man ein bestimmtes, individuell durchaus unterschiedliches Niveau an Komfort erreicht, verlässt man diesen Bereich meist nur, wenn ein äußerer Einfluss existiert: Im privaten Umfeld könnte es sein, dass dauernder Streit und womöglich sogar körperliche Gewalt einen dazu bringen, aus einer Beziehung zu fliehen. Im beruflichen Umfeld könnte es das Gefühl des Mobbings sein, dass einen zu einem Arbeitsplatzwechsel zwingt. Es gibt auch positive äußere Umstände wie die Hoffnung auf mehr Geld oder Anerkennung.
An den Beispielen merkt man deutlich, dass der „Anreiz“ dazu, etwas zu ändern, sich also „weiterzuentwickeln“, oft stark von einem äußeren Druck beeinflusst wird.
Dahingegen ist der Besuch einer Abendschule mit 40 oder 50, die Teilnahme an Lehrgängen ausserhalb des beruflichen Umfeldes, das Engagement in einem Verein oder eine ehrenamtliche Tätigkeit eine freiwillige Änderung. Niemand zwingt einen dazu und man macht es freiwillig – sozusagen „on top“ aus sich selbst heraus.
Auch bei dem Beispiel „Trennung“ kann man dieses Prinzip des freiwilligen Mehraufwands erkennen, der durch eine solche Änderung entsteht: Wenn ein Partner oder beide feststellen, dass zur Erfüllung ihres Lebensglückes das bisher gemeinsam gelebte Leben nicht ausreicht, dann könnte man so weiterleben - oder aber man nimmt freiwillig den moralischen und emotionalen Aufwand auf sich, seinen Lebensweg neu auszurichten. Aber es gibt keinen äußeren Zwang zum Beispiel aufgrund häuslicher Gewalt.
Und im Beruf ist es eben der freiwillige Mehraufwand, den man bereit ist zu leisten. Das können Mehrarbeitsstunden sein, die nicht vergütet werde, ein permanentes sich Weiterbilden oder ein stetes Interesse an den Kunden, den Produkten und deren Anwendungen.
Eine Veränderung im Leben, die man aufgrund eines massiven äußeren Druckes durchführt (z.B. Kündigung) ist also eher keine „Eigenleistung“. Erst Änderungen, die man aus sich selbst heraus auf sich nimmt, dürfen als Eigenleistung anerkannt und respektiert werden.
Das soll erzwungene Änderungen in ihrer emotionalen Bedeutung nicht schmälern – oft sind es Entscheidungen, die mit massiven negativen Gefühlen verbunden sind. Sie sind jedoch eben durch äußere Umstände aufgezwungen.
Letztlich geht es darum, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Bestrebungen zu erkennen und umzusetzen. Die Gefahr einer zu hohen Zielorientierung ist allerdings verbunden mit dem Verlust von Offenheit!
Wir sind interagierende Wesen und erleben uns nur an der Schnittstelle von innen und außen. Insofern ist die Fähigkeit, sich beeinflussen zu lassen und dennoch selbst zu steuern ein wesentliches Kriterium von Resilienz.