Zum Hauptinhalt springen
Man muß nicht alles wissen! Nur, wo es steht!

Gehen Deutschland die Ideen aus? Nein!

Die Nachrichten vermitteln oft den Eindruck, Deutschland würde in fast allen Forschungs- und Technologiebereichen international abgehängt werden. Es scheint, als hätte das Land seine Innovationskraft verloren und würde sich nur noch mit sich selbst beschäftigen. Dieser Eindruck wird durch die traditionelle Nachrichtenauswahl der Medien verstärkt: Negative Nachrichten erhalten naturgemäß mehr Aufmerksamkeit als positive. Dieses uralte Prinzip, das uns in der Steinzeit vor Gefahren wie Säbelzahntigern warnte (ein Fußabdruck des Raubtiers war eine schlechte Nachricht und deutete auf die unmittelbare Nähe des Tieres hin), dient auch heute noch dazu, unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. 

Zwischen der gefühlten Stagnation bei den Innovationen und der tatsächlichen Situation besteht ein deutlicher Unterschied! 

Die Zeit der Einzelerfinder, der Universalgenies ist weitgehend vorbei. Für die heutigen, komplexen Aufgaben sind Teams notwendig, die meist interdisziplinär zusammenarbeiten. Sie benötigen Durchhaltevermögen und vor allem eine Vision, eine Vorstellung davon, was sie erreichen möchten. Wenn diese drei Komponenten, gepaart mit einer gehörigen Menge Enthusiasmus zusammenkommen, entstehen auch in Deutschland innovative Durchbrüche. Das dies eher die Regel als die Ausnahme ist, zeigen folgende zwei Zahlen:

Hidden Champions sind Firmen aus der zweiten Reihe, die oft unbemerkt in ihrem Gebiet Weltmarktführer sind. Bei weltweit rund 4.000 Hidden Champions kommen beachtliche 1.600 solcher heimlichen Weltmarktführer aus Deutschland. Aus einem Land, dass nur 0,01% zu der Weltbevölkerung beiträgt.

Und bei der Rangliste der jährlichen Patentanmeldungen pro besetzt Deutschland einen beachtenswerten sechsten Platz weltweit.

Innovationsplattform SPRIN-D

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND GmbH), oft auch einfach "Agentur für Sprunginnovationen" genannt, wurde 2019 in Leipzig gegründet, um in Deutschland die Entwicklung und Förderung von disruptiven Technologien voranzutreiben. Sie ist ein Instrument der Bundesregierung, genauer gesagt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Die Idee zur SPRIND entstand, um auf die sich schnell verändernde technologische Landschaft und den internationalen Wettbewerb zu reagieren. Anders als bei der klassischen Forschungsförderung werden von der Bundesagentur risikoreichere, aber potenziell bahnbrechende Innovationen unterstützt.

Das Vorgehen ist systematisch und gliedert sich in die Identifizierung vielversprechender Ideen und der Validierung auf Machbarkeit und Potenzial. Sofern ein Projekt ausgewählt wird, unterstützt SPRIND die Teams finanziell, mit Know-How und bei dem Zugang zu entsprechenden Netzwerken. Das Ziel der Förderung ist eine Wertschöpfung für Deutschland und der Schutz des geistigen Eigentums (z.B. Patentanmeldung), also insgesamt eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Dabei stehen vor allem solche Innovationen im Fokus, die das Potential haben, eine grundlegende Veränderung bestehender Technologien oder Märkte zu bewirken.

Die geförderten Projekte decken vielfältige Themenbereiche ab und adressieren Herausforderungen in Bereichen wie Gesundheitswesen, Klimaschutz, Umweltschutz, technologische Souveränität und Kommunikationswesen. Um die Forscher und Entwickler von bürokratischem Ballast zu entlasten, geht die SPRIND bei der Förderung so unbürokratisch wie möglich vor. Für die Arbeit und finanzielle Förderung stehen in der geplanten Laufzeit des Projektes (10 Jahre) rund eine Milliarde Euro zur Verfügung. Um auch für SPRIND selbst einen Anreiz zu schaffen, besonders aussichtsreiche Projekte zu fördern, fließen 50% von erzielten Erlösen durch z.B. Anteilsverkäufe an die Agentur zurück.

Engagierte Förderung trifft leidenschaftliche Forscher, Entwickler und Netzwerker

Die SPRIND beteiligt sich an der Gestaltung der Zukunft durch die Förderung von Sprunginnovationen, also disruptiven Produkten, Dienstleistungen und Systemen, die unser Leben nachhaltig verbessern. Dafür vernetzt sie leidenschaftliche Neudenker mit Experten aus den jeweiligen Fachbereichen, erfolgreichen Gründern und Unternehmern aus Wissenschaft und Wirtschaft und schafft ein unternehmerisches Umfeld, in dem radikales Denken möglich ist. Gelebte Risikobereitschaft und das Akzeptieren von möglichem Scheitern sind dabei ebenso wichtig wie die Förderung von Persönlichkeiten und deren Zusammenarbeit in starken Teams. Durch diese umfassende Unterstützung in Form von Finanzierung, Teambildung und Netzwerkvermittlung können Ideen verwirklicht werden, die bei einer üblichen Risikokapital-Förderung womöglich keine Chance hätten.

Die SPRIND strebt als finales Ziel an, dass aus den geförderten Projekten wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmungen entstehen, die Arbeitsplätze schaffen und zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland beitragen. Die Sprunginnovationen sollen also so weit wie möglich in eine Anwendung in der Praxis überführt werden.

Challenges und Funken – Wettbewerb um die besten Ideen und Lösungen

Neben der herkömmlichen Vorgehensweise, eingereichte Innovationsidee zu überprüfen und dann ggf. zu fördern, setzt SPRIND auch auf den Wettbewerb der Ideen. Dazu werden Challenges ausgerufen, in denen verschiedene Teams (z.B. aus verschiedenen Hochschulen) um die beste Lösung ringen.

Autonomes Fliegen

Ein Beispiel ist der vollständig autonome Flug von Auslieferdrohnen. Was Unternehmen wie Amazon oder Wingcopter (Afrika) bereits in der Praxis durchführen – Lieferung von Medikamenten und Waren auf der letzten Meile durch die Luft – scheitert in komplexen Umgebungen noch an Unzulänglichkeiten des autonomen Flugs. Besonders der Ausfall des GPS, aber auch widrige Umweltbedingungen wie Nebel beeinträchtigen vollständig autonom fliegende Drohnen massiv. Diese Herausforderung durch innovative, neue Ansätze zu bewältigen ist Aufgabe der Challenge „Fully Autonomous Flight“. 10 Teams stellten sich dieser Aufgabe im September 2024 bei einem abschließenden Wettbewerb in der Nähe von München. (https://www.sprind.org/impulse/challenges/funke-fully-autonomous-flight)

Optisches Quantencomputing

Ein anderes Beispiel ist der rein-optische High Performance Computer von Akhetronics – einem weiteren abgeschlossenen SPRIND-Projekt, aus dem die Firma Akhetronics hervor ging. Die grundsätzliche Idee dahinter: Licht ist extrem schnell und kann gleichzeitig eine gewaltige Menge an Daten transportieren. Unterschiedliche Wellenlängen und Polarisationen können gleichzeitig zahllose Informationen übertragen. Bei dem Prozessor von Akhetronis erfolgt bei der Informationsverarbeitung keine Umwandlung in elektrischen Strom, der widerstandsbelastet in herkömmlichen CPU`s für die Verarbeitung eingesetzt wird. Durch die Nutzung mehrerer Wellenlängen parallel ist eine enorme Rechenleistung möglich. Akhetronis bezeichnet sein Verfahren darum auch als „optisches Quantencomputing“ und nimmt damit Bezug zu der durch die KI angeheizten Entwicklungsaktivitäten bei dem Quanten-Rechnern von IBM, D-Wave oder Quantinuum. Nach der Anschubfinanzierung durch SPRIND haben inzwischen mehrere Venture Capital Unternehmen Millionen in das Start-Up investiert und unterstützen so die Weiterentwicklung der weltweit ersten rein optischen Recheneinheit.

Höhenwindräder für die Energiewende

Ein letztes Beispiel soll gleichzeitig eine der wichtigsten Eigenschaften aufzeigen, die für Innovatoren wichtig ist: Durchhaltevemögen.

Zeit seines Lebens entwickelte der Ingenieur und spätere Professor Horst Bendix Lösungen für Problemstellungen im Maschinenbau. In seinem Unruhestand tüftelte er weiter an seiner Idee, Windkraftanlagen in ihrer Stromproduktion verlässlicher zu machen. Im Jahre 2019 reichte der damals 91jährige Bendix seine Innovationsidee bei SPRIND ein: Die Höhenwindenergieanlage. Dahinter steht die Erkenntnis, dass ein hoch gebautes Windrad immer effizienter den kontinuierlichen Windstrom in elektrische Energie umwandelt. Das von SPRIND gegründete Tochterunternehmen beventum errichtete zunächst einen 300 m hohen Windmess-Mast, der die Annahmen bezüglich der Konstanz des Windstroms in großer Höhe bestätigte. Nun soll der Bau des weltweit höchsten Windkraftrades mit einer Nabenhöhe von 300 Meter realisiert werden. Die Firma GRICON® soll diesen Gitterturm realisieren und damit das weltweit erste, schon sofort produktiv arbeitende Höhenwindrad mit einer Gesamthöhe von 365 Metern realisieren. Auch an dieser Stelle stellt die SPRIND Expertise von Fachleuten und finanzielle Unterstützung bereit und unterstützt die Unternehmen bei der Umsetzung der Idee von Professor Horst Bendix.

Deutschland kann Innovation!

Wenn man sich etwas Mühe bei der Recherche gibt und sich auf die positiven Nachrichten konzentriert, findet man viele Beispiele dafür, dass Deutschland nicht abgehängt ist und noch immer Innovationen aus dem eigenen Land die Wirtschaft voranbringen. Besonders der Mittelstand treibt durch zahlreiche Neuerungen und Verbesserungen die positive Entwicklung voran.

Von den Wettbewerben der Stiftung „Jugend forscht“ mit seinen engagierten und wissbegierigen Jungforschern über Excellence-Cluster wie die RWTH Aachen oder das KIT, über die Hidden Champions bis hin zur weitgehend eigenständig agierenden Bundesagentur für Sprunginnovation (SPRUNG GmbH) gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass Deutschland noch immer Innovation kann!

Wer Teil der nächsten großen Sprunginnovation sein will, sollte die folgende Seite besuchen: www.sprind.org. Hier findet man alles, was man braucht, um die eigene revolutionäre Idee voranzutreiben.