Zum Hauptinhalt springen
Man muß nicht alles wissen! Nur, wo es steht!

Die Wasserstoffwirtschaft in Frankreich und Spanien: Fokus auf grüne Technologien

Frankreich und Spanien erkennen zunehmend das Potenzial von Wasserstoff als Schlüsselelement für die Energiewende und die Dekarbonisierung ihrer Industrien. Beide Länder investieren stark in die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft, mit dem Schwerpunkt auf der Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff.

Frankreich:

Strategie und Ziele: Frankreich hat im Jahr 2020 eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet, die darauf abzielt, bis 2030 eine führende Rolle in der Produktion von grünem Wasserstoff einzunehmen. Das Land plant, bis 2030 insgesamt 7 Milliarden Euro in die Wasserstoffentwicklung zu investieren. Ein wichtiges Ziel ist der Aufbau einer Elektrolysekapazität von 6,5 GW bis 2030.

Fokus auf Elektrolyse und erneuerbare Energien: Frankreich setzt stark auf die Elektrolyse von Wasser mit Strom aus erneuerbaren Energien, auch aus Windkraft und Photovoltaik. Das Land verfügt über eine beträchtliche installierte Leistung an erneuerbaren Energien (dazu zählt nach derzeitige Definition auch Atomkraft) und plant, diese in den kommenden Jahren weiter auszubauen.

Allerdings: Frankreich verzeichnete zwar 2022 Zubaurekorde bei der Photovoltaik. Dennoch gilt Frankreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, insbesondere Deutschland, als weniger ambitioniert beim Ausbau der Solarenergie. Das liegt u.a. an der starken Nutzung der Atomenergie.

Installierte Solarenergie-Leistung und Ziele:

  • Ende 2022: ca. 15 GW installierte Leistung.
  • Ziel für Ende 2023: 20 GW. Dieses Ziel wurde nicht erreicht.
  • Ziel bis 2028: Bis zu 44 GW.
  • Vergleich zu Deutschland: Deutschland plant 215 GW bis 2030. Der Unterschied ist deutlich.

Projekte:

  • H2Med/BarMar: Frankreich beteiligt sich aktiv am H2Med-Projekt (auch bekannt als BarMar, Europas erster großer Korridor für H2), einer geplanten Pipeline für den Transport von grünem Wasserstoff von Spanien und Portugal nach Frankreich. Dieses Projekt soll eine wichtige Rolle bei der Versorgung Frankreichs und anderer europäischer Länder mit grünem Wasserstoff spielen.
  • Weitere Projekte: Neben H2Med gibt es in Frankreich eine Reihe weiterer Projekte zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft: Zum Beispiel Wasserstoff angetriebene Transporter von Renault und Plug Power.
  • H2V Industry: Plant den Bau von sechs Gigafabriken zur Produktion von grünem Wasserstoff in Frankreich bis 2030. Dies ist eine Gesamtinvestition von über 3 Milliarden Euro. Die Standorte sollen strategisch günstig in der Nähe von Industriezentren und Häfen liegen.
  • Symbio: Ein Joint Venture von Michelin und Faurecia, hat im Dezember 2023 die erste von zwei geplanten Gigafabriken für Brennstoffzellen eröffnet. Diese Fabriken sollen die Produktion von Brennstoffzellen für den Mobilitätssektor und andere Anwendungen ankurbeln.
  • HDF Energy: Eröffnet im Mai 2024 eine Brennstoffzellenproduktion in Bordeaux. HDF Energy konzentriert sich auf die Entwicklung von großtechnischen Wasserstoffkraftwerken.
  • Lhyfe: Ein führendes Unternehmen im Bereich der Produktion von grünem Wasserstoff. Lhyfe baut mehrere Produktionsanlagen in Frankreich, u.a. eine Anlage in der Nähe von Le Havre mit einer geplanten Elektrolysekapazität von 100 MW. Dieses Projekt wird von der französischen Regierung mit bis zu 149 Millionen Euro gefördert. Es soll bis zu 34 Tonnen grünen Wasserstoff pro Tag produzieren.


Spanien:

Strategie und Ziele: Spanien hat ebenfalls eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet, die den Fokus auf die Produktion von grünem Wasserstoff legt. Das Land verfügt über hervorragende Bedingungen für die Erzeugung erneuerbarer Energien, insbesondere durch Solarenergie. Spanien plant, bis 2030 Investitionen in Höhe von 8,9 Milliarden Euro in den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft zu tätigen und eine Elektrolysekapazität von 4 GW aufzubauen.

Fokus auf Solarenergie und Elektrolyse: Spanien setzt stark auf die Nutzung von Solarenergie zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Das Land verfügt über eine hohe Sonneneinstrahlung und große Flächen, die für den Bau von Solarkraftwerken geeignet sind. Allerdings ist es auch ein über weite Bereiche wasserarmes Land, was ein Problem darstellt.

Projekte:

  • H2Med/BarMar: Spanien ist ein wichtiger Partner im H2Med-Projekt. Das Land soll eine zentrale Rolle bei der Produktion von grünem Wasserstoff für den Transport durch die Pipeline spielen.
  • Vom Staat geförderte Projekte: Die spanische Regierung fördert aktiv Projekte zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft, darunter Projekte zur Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff in verschiedenen Sektoren.
  • Iberdrola und Grupo Fertiberia bauen in Puertollano Elektrolysekapazität auf, um mit dem erzeugten grünen Wasserstoff Dünger herzustellen.
  • Repsol und Cepsa investieren in den Aufbau von Wasserstoff-Hubs, die die Produktion, Verteilung und Nutzung von grünem Wasserstoff in verschiedenen Sektoren ermöglichen sollen. Diese Projekte umfassen oft auch die Entwicklung von Elektrolyseanlagen und die Integration von erneuerbaren Energien.

Elektrolysekapazität im Vergleich zu Deutschland:

Sowohl Frankreich als auch Spanien haben ambitionierte Ziele für den Aufbau von Elektrolysekapazitäten zur Produktion von grünem Wasserstoff. Im Vergleich zu Deutschland, das bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 10 GW anstrebt, liegen die Ziele Frankreichs (6,5 GW) und Spaniens (4 GW) etwas darunter. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Zahlen sich noch ändern können und dass alle drei Länder bereits erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung ihrer Wasserstoffwirtschaft erzielen. Eines der Hindernisse ist die noch nicht vollständige Produktionsreife von PEM-Elektrolyseanlagen im großtechnischen Maßstab und den daraus resultierenden hohen Preisen.

Aussichten

Frankreich und Spanien sind auf dem besten Weg, wichtige Akteure in der europäischen und globalen Wasserstoffwirtschaft zu werden. Beide Länder setzen stark auf die Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und investieren erheblich in den Aufbau der notwendigen Infrastruktur und Elektrolysekapazitäten. Projekte wie H2Med/BarMar demonstrieren das Engagement beider Länder für die Entwicklung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Energieversorgung auf Basis von Wasserstoff.

Während Frankreich bis auf weiteres für den Betrieb von Elektrolyseanlagen schwerpunktmäßig Kernenergie nutzt, besitzt Spanien mit seiner intensiven Sonnenenergieeinstrahlung gewaltige Potentiale, langfristig für Europa der wichtigste Wasserstoff-Exporteur zu werden.

Der Wasserstoffmarkt mit GRÜNEM Wasserstoff ist gerade erst am Hochlaufen und noch sehr volatil. Die nächsten fünf Jahre werden jedoch sicherlich die Richtung zeigen, in die es weiter gehen wird.