Der CTI-Wert (Comparative Tracking Index) ist ein wichtiger Kennwert in der Elektrotechnik, der die Kriechwegbeständigkeit eines Isolierstoffes beschreibt. Vereinfacht ausgedrückt gibt er an, wie gut ein Material in der Lage ist, einer elektrischen Oberflächenentladung und der daraus resultierenden Bildung des sogenannten Kriechwegs, zu widerstehen. Diese Entladungen können unter bestimmten Bedingungen, beispielsweise bei hoher Luftfeuchtigkeit (Betauung) oder Verschmutzung, an der Oberfläche eines Isolierstoffs auftreten und zu einem Isolationsfehler führen.
Was bedeutet Kriechweg?
Ein Kriechweg entsteht, wenn sich auf der Oberfläche eines Isolierstoffs unter Spannung ein leitfähiger Pfad bildet. Dieser Pfad kann durch Verschmutzungen, Kondenswasser oder andere leitfähige Stoffe entstehen und ermöglicht den Durchgang von Strom, obwohl der Isolierstoff eigentlich eine Barriere darstellen sollte.
Der "CTI-Test" nach IEC 60112
Um den CTI-Wert eines Materials zu bestimmen, wird ein standardisierter Test durchgeführt. Dabei wird zwischen zwei unter Spannung stehenden Platinelektroden eine definierte Prüflösung (Mischung aus leitfähig machenden Salzen und Wasser) auf die Oberfläche des Prüfkörpers getropft. Der CTI-Wert gibt die höchste Spannung an, bei der noch keine kontinuierliche leitfähige Bahn, also kein Kriechweg, entsteht (detaillierte Beschreibung in der IEC 60112, Verfahren zur Bestimmung der Prüfzahl und der Vergleichszahl der Kriechwegbildung von festen, isolierenden Werkstoffen).
Unterschied zwischen CTI und PTI
Der PTI-Wert ist somit ein konservativerer Wert als der CTI-Wert und wird häufig für sicherheitskritische Anwendungen verwendet.
Bedeutung des CTI-Werts
Ein hoher CTI-Wert (also Versagen erst bei hohen Prüfspannungen) ist besonders wichtig für Isolierstoffe, die in Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit, Verschmutzung oder bei hohen Spannungen eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind:
Bei der Auswahl von Isolierstoffen sollte der CTI-Wert immer in Zusammenhang mit anderen Eigenschaften wie Temperaturbeständigkeit, elektrischer Spannungsfestigkeit und chemischer Beständigkeit betrachtet werden. Dies wird durch die Niederspannungsrichtlinie IEC 60664 auch berücksichtigt, die neben dem CTI-Wert weitere benötigte Eigenschaften für einen zuverlässigen elektrischen Isolierwerkstoff angibt.
Einschränkend muß man sagen, dass für Einsatzspannungen über 600 V die Prüfung nach IEC 60211 mittels des CTI-Tests keine sinnvollen Ergebnisse erbringt. Der Abstand der Prüfelektroden (4 mm) ist für höhere Spannungen ungeeignet).
Für Entwickler und Hersteller ist der nach IEC 60112 ermittelte CTI-Wert ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Eignung eines Isolierstoffes für bestimmte Anwendungen. Ein guter CTI-Wert ermöglicht auch reduzierte Abstände (Kriechstrecken) in elektronischen Einrichtungen, die dadurch kompakter ausfallen können. Ein hoher CTI-Wert stellt insgesamt eine hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit elektrischer Einrichtungen sicher.
Für deutlich höhere Spannungen und nicht vergleichbar mit dem CTI Test kann der Inclined Plate Test bis 5 kV eingesetzt werden:
Der Inclined Plane Tracking (IPT) Test, auch bekannt als Schiefe-Ebene-Prüfung oder geneigte-Ebene-Prüfung, ist ein Verfahren zur Bestimmung der Kriechstromfestigkeit von Isolierstoffen unter simulierten Verschmutzungsbedingungen. Er ist in verschiedenen Normen beschrieben, darunter IEC 60587 und ASTM D2303. Im Gegensatz zum CTI-Test nach IEC 60112, bei dem einzelne Tropfen einer leitfähigen Flüssigkeit verwendet werden, wird beim IPT-Test ein kontinuierlicher Flüssigkeitsstrom auf die Oberfläche des Prüflings geleitet.
Prinzip des Inclined Plane Tests:
Der Prüfling wird in einem Winkel (meist 45°) auf einer geneigten Ebene befestigt. Eine leitfähige Flüssigkeit (meist eine Ammoniumchloridlösung mit Netzmittel) fließt mit einer bestimmten Rate über die Oberfläche des Materials. Zwischen zwei Elektroden, die auf der Oberfläche des Prüflings platziert sind, wird eine Spannung angelegt. Durch den Flüssigkeitsfilm und die angelegte Spannung kommt es zu Kriechströmen auf der Oberfläche des Isolierstoffs.
Was wird beim Inclined Plane Test beobachtet und gemessen?
Vorteile des Inclined Plane Tests gegenüber dem CTI Test:
Nachteile des Inclined Plane Tests:
Anwendungsbereiche:
Der Inclined Plane Test wird insbesondere für Isolierstoffe verwendet, die in Umgebungen mit starker Verschmutzung, hoher Luftfeuchtigkeit oder Kondensation eingesetzt werden, z.B.:
Inclined Plane Test (IEC 60587, ASTM D2303) |
Kontinuierlicher Flüssigkeitsstrom |
Realistischere Simulation von Verschmutzung und Kondensation |
Beobachtung verschiedener Mechanismen (Erosion, Lichtbogen, Durchschlag) |
Anwendungen in stark verschmutzten Umgebungen |
Die Kriechstromfestigkeit von elektrischen Isolatoren aus Polymeren werden als CTI nach IEC 60112 und PLC nach UL 746 bestimmt. Beide dienen dem gleichen Zweck: die sichere Isolation elektrischer Komponenten zu gewährleisten und Kriechströme zu verhindern.
1. CTI (Comparative Tracking Index) nach IEC 60112:
2. PLC (Performance Level Category) nach UL 746:
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Wichtige Details: