Der Morgen beginnt sonnig und schon die Fahrt nach La Geria verläuft...holprig. Bewusst geht es über Nebenstrassen und Schotterstrassen durch teilweise wirklich tot wirkende Landschaft. Der unbehandelte Vulkanboden bietet nur ganz wenigen angepassten Pflanzen eine spärliche Überlebenschance. Das ändert sich in der Inselmitte, wenn man sich dem Weinanbaugebiet von Lanzarote nähert.
Als von 1730-1736 die Feuerberge von Timanfaya riesige Lavamengen ausstießen, entstanden dabei auch dicke Lagen von 1-2,5 Meter der feinkörnigen Lavaasche „Lapilli“. Die Bauern von damals beobachteten, dass Pflanzen, deren Wurzeln mit Vulkanasche bedeckt waren, wesentlich besser wuchsen.
Der Beobachtung in der Natur folgend gruben sie bis zu 2 Meter tiefe Trichter in die dicke Schickt aus Lapilli, um an fruchtbaren Boden zu gelangen. Dort setzten sie jeweils eine einzelne Weinrebe in den Grund des Trichters. Die Lapillischicht (Vulkanasche) ist wasserdurchlässig und lässt die wenigen Niederschläge schnell zu den Wurzeln im Boden gelangen. Sie speichert durch die große innere Oberfläche (ähnlich einem Schwamm) auch die Feuchtigkeit und vermindert die Verdunstung. Die Kapillarwirkung der zahllosen winzigen Poren leitet das Wasser schließlich zu den Wurzeln weiter. Die niedrigen halbrunden und seltener auch geraden Mauern aus basaltischen Lavasteinen schützen die einzelnen Pflanzen vor den oft kräftigen Winden auf der flachen Insel. Mit der Zeit entstand auf 5200 Hektar schließlich das einzigartige Weinanbaugebiet „La Geria“, das heute UNESCO-Weltkulturerbe ist. Ausgangspunkt der Wanderung ist die Bodega Antonio Suarez mit einem großen Parkplatz davor.
Im Frühjahr bis zur Weinernte Mitte Juli bilden die grünen Weinreben rund um La Geria einen herrlichen Kontrast zu den schwarzen Mulden, in denen jeweils nur eine Rebe wächst. Wie wichtig die Mauern am Rand der Trichter sind, erfahren wir bei der Wanderung hinauf zum Montana de Guardilama. Der Wind zerrt an der Kleidung und trocknet den Schweiß innerhalb kurzer Zeit weg. Zusätzlich gibt der schwarze Lavagrus unter jedem Schritt bergauf nach. Es fühlt sich an wie in Schnee gehen. Doch erst dieser feine schwarze Ascheboden lässt das Leben zu, dass hinter Mauern und in Mulden geschützt tausendfach um einen herum gedeiht.
Angesichts des vorherrschenden Sturms ist der Aufstieg auf den Gipfel wenig verlockend. Nur im Talgrund des Vulkans ist es halbwegs windstill. Der Pfad oberhalb des bewirtschafteten Talbodens führt zur anderen Seite des Kraterrandes. Schön sind dabei die gewölbten Ascheschichten in der Gipfelwand zu sehen.
Auf einen schmalen Pfad kann man vom Kraterrand durch rutschenden, tiefgründigen Picon wieder hinunter in die Ebene gehen. Fast bis an den Horizont liegen hier die bis zu 2 Meter tiefen Mulden dicht nebeneinander. Sehr beeindruckend, wenn man sich bewusst macht, wie viel Handarbeit das Pflegen und das Ernten bedeutet! Denn Maschinen kann man hier nicht einsetzen!
Auf den Wegen zwischen den Mulden geht es zuletzt wieder zurück zum Ausgangspunkt. Wobei es mehrere markierte Wanderwege gibt, die an der Bodega Antonio Suarez beginnen.
Höhle und Lavaröhre
Über eine üble Schotterstrasse mitten durch ein ausgedehntes Lavafeld erreicht man von Mancha Blanca kommend eine Höhle (Cueva de Ortiz) am Rand des Lavastrom. Von aussen fast unscheinbar entpuppt sich der weite Raum dahinter als kühler, angenehmer Aufenthaltsort.
Anderthalb Kilometer die holprige und staubige Strasse weiter erreicht man die raue Nebenstrasse LZ 58 zwischen Tiagua und Masdache. Etwa 600 m Richtung Masdache liegt links ein Haus mit eingefassten Feldern. Hier liegt der Eingang zu einer Lavaröhre (La Cuevas des los Naturalistas), die man (noch frei und kostenlos) begehen kann. Das etwa 5 Meter Durchmesser messende Loch ist über einen etwa kippeligen Turm aus Felsbrocken zugänglich. Es geht etwa 6 Meter hinunter bis zum Boden der Lavaröhre. Nach links führt der dunkle Weg fast wie durch einen U-Bahn-Tunnel weiter.
Hier strömte einst glühend heiße Lava entlang, während das Gestein darüber schon erstarrte. An einer stehengebliebenen Säule vorbei erreicht man eine steinerne Sitzgruppe (dahinter geht es noch weiter). Sehr beeindruckend, sich vorzustellen, wie hier einst rotglühend Tonnen von Gestein durchflossen. An der Decke sieht man noch, wie das heiße Material heruntertropfte.
Da sich der Himmel zugezogen hat, fällt die Runde bei Famara aus - der 600 m hohe Kamm ist sogar stellenweise von einer kleinen Wolke gekrönt, aus der die gewaltige Felswand dunstig herüberschaut.
Alternativ gibt es also ein Abstecher zum Montana Bermeja bei La Santa. Der an der Nordwestküste liegende Vulkan ist bereits halb vom Meer abgetragen worden. Steil stürzen die stehengebliebenen Reste in zum Teil intensivem Dunkelrot hinab in die Wellen.
Zwischen Mozaga, Caltea de Caballo und Caleta de Famara liegt ein etwa 70 km² großer Bereich, der nahezu völlig menschenleer ist. Nur hellbraune Asche bedeckt die sehr spärlich bewachsene Staubebene. Eine Fahrt durch diese trostlose Fläche macht bewusst, wie wenig Wasser pro Jahr auf Lanzarote als Regen fällt. Die meisten Spuren alter Bewirtschaftungsversuche sind kaum noch zu erkennen. Zu schnell verdunsten Sonne und Wind die wenigen Millimeter Regenwasser pro Jahr wieder.