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Nur, wo du zu Fuß warst, warst du wirklich!

Die Lofoten als Ziel

Die Kurzfassung: Ab Flensburg die E45 bis Kolding (DK), dann mit der E20 nach Malmö (S). Von dort mit der E6 nach Göteborg. Ab da die nächsten 1.400 km an Östersund vorbei nach Gällivare. Ab hier mit der E10 an Kiruna vorbei bis auf die Lofoten (N).


Der Sommer 2022 in Nordnorwegen war eher ein kühler, feuchter Sommer. Vor allem Juli und August waren Monate mit fast durchgehend nicht sommerlichen Wetters. Doch das konnte man beim Start in den Urlaub noch nicht wirklich erahnen.

Da die Inselgruppe der Lofoten 200 km oberhalb des Polarkreises längst kein Geheimtipp mehr ist, war die Hoffnung, dass die beiden Coronajahre den Andrang an Wohnmobilisten auch 2022 gering halten würde. In „normalen“ Jahren besuchen inzwischen jährlich anderthalb Millionen Menschen die „Alpen des Nordmeeres“ – bei 23.000 Einheimischen ein sehr hoher Besucherdruck, der zu vielen Einschränkungen, Parkverboten und gebührenpflichtigen Park- und Campingplätzen geführt hat.

Dass jedoch vor allem das Wetter so schlecht sein würde, dass sich die insgesamt 7.200 km nicht wirklich gelohnt haben, war nicht vorhersehbar.

Die Route dieses Mal führte wieder mit der dänischen E20 über die Große Belt- und die Öresundbrücke nach Malmö. Von dort ging es auf dem schwedischen Teil der E6 Richtung Norden. Bis Göteborg sind es etwa 270 Autobahn-Kilometer. Von dort ging es auf die gut ausgebaute „Bundesstrasse“ E45 nach Mellerud am riesigen Vänernsee. Als kleine Pause zwischendurch bietet sich dort die Schleusentreppe von Haverud als Teil des Dalsland-Kanals an. Auf einer sehr kurzen Strecke überwindet der aus dem vorletzten Jahrhundert stammende Kanal hier 10 Höhenmeter und fließt über eine stählerne Brücke.


Die E45 wird nun zur Richtschnur in Richtung des Hohen Nordens. 650 Straßenkilometer weiter erreicht man Östersund. Ab hier wird die Besiedlung merklich weniger dicht und der Verkehr nimmt ab. Strömsund und Storuman sind etwas größere Städte, die entlang der einsamen Straße liegen. Das Asphaltband windet sich durch die von den Eiszeiten rund geschliffenen Hügel, die flächendeckend bewaldet sind. Immer wieder liegen links und rechts der Flüsse große Seenkomplexe in der nur sanft Richtung Meer abfallenden Landschaft. Bei Arvidsjaur liegt die nächste mögliche Sehenswürdigkeit: eine aussergewöhnlich gefärbte Quelle inmitten eines schier endlosen Moors. Doch natürlich gibt es noch deutlich mehr Möglichkeiten, die lange Fahrt nach Norden aufzulockern.

Jokkmokk liegt dann schon im Gebiet der Samen, von denen noch heute einige im Jahreszyklus mit ihren Rentierherden durch die Nordkalotte ziehen. Doch diese alte Tradition verliert mehr und mehr an Bedeutung. Bis hierher hat man weitere 620 Km von Östersund aus hinter sich und die Wälder sind hier nun schon auffällig viel niedriger wie im Süden. Dafür sind die Moorflächen viel größer geworden, so dass die Aussicht auf die Landschaft um die E45 viel häufiger auch mal Fernblicke erlaubt.

Vom Süden Schwedens (Göteborg) bis nach Gällivare ist man nun fast 1.400 km auf der E45 gefahren. An Gällivare vorbei sind es nun nur noch etwas mehr als 200 km auf der E10 bis nach Kiruna, der letzten großen Stadt in Schweden, bevor es dann auch Richtung Norwegen geht.

Kiruna ist seit 1900 eine Bergbaustadt. Damals wurde mit der oberirdischen Erschließung der Eisenerzvorkommen am Berg Luossavaara begonnen. Heute befindet man sich 1365 Meter unter der Oberfläche und folgt einem Erzflöz immer weiter in die Tiefe. Was das Erz von Kiruna so wertvoll macht ist der Eisengehalt von über 50%. Inzwischen sind die durch den Abbau verursachten Bergschäden so, dass 2018 begonnen wurde, Teile der Altstadt um 3 km zu verlegen.

Wer will, kann heute bequem auf der E10 um die Stadt herumfahren und befindet sich dann auf den letzten 130 Kilometer bis zur Grenze. 70 km davon fährt man entlang des Tornetrask Sees, der langgestreckt wie ein großer Fjord inmitten der Berge liegt.

Nach einer kurzen Abfahrt aus dem Gebirge hinunter ans Meer ist man in Norwegen und am Tor zu den Vesteralen- und Lofoten-Inselgruppe. Man braucht nun nur der E10 weiter zu folgen, denn Sie bringt einen geradewegs auf die Lofoten. Als das Rückgrat aller Strassen dort endet die E10 an der Südspitze der Inselgruppe im Ort Å.

Die Inselgruppe der Lofoten teilt sich auf in Austvågøya, Skrova, Gimsøya, Vestvågøya, Flakstadøy, Moskenesøy, Værøy und Røst. Die kleineren Inseln sind nicht mit dem Auto zu erreichen, jedoch zum Teil besiedelt.


Zu den Lofoten braucht hier nicht viel zu stehen. Es gibt zwei Dutzend Ziele, die wohl fast jeder Lofot-Urlauber kennt. Damit lassen sich leicht eine oder zwei Wochen auf dem Inselarchipel füllen. Mit etwas mehr Mühen verbunden sind Ziele wie der Möysalen (1262 m), die Munkebu-Runde oder der Aufstieg auf den Festvagtinden. Selbst eine komplette Lofoten-Durchquerung auf einsamen Pfaden ist möglich.

Von Moskenes an der Südspitze der Lofot-Wand kann man binnen drei Stunden bequem per Fähre nach Bodö reisen. Damit erspart man sich 670 km Landstrasse zurück über Narvik. Auf dem Kjöpsvikveien und auf dem Hamaröyveien verpasst man dann zwar einige wirklich imposante und beeindruckende Bergriesen, ist dafür aber sofort beim größten Mahlstrom der Welt, dem Saltstraumen bei Straumen. Weit und hoch spannt sich die Brücke der RV 17 über den schmalen Durchlass, durch den im sechsstündigen Wechsel gigantische 400 Millionen Kubikmeter Wasser strömen und an dieser Engstelle bis zu 5 Meter tiefe Strudel bilden.

Die RV17 ist die einzige Alternative zur E6, um aus dem Norden wieder in den Süden zu gelangen. Anders wie die inzwischen immer besser ausgebaute und fährenfrei E6 ist die RV17 noch ganz auf die Fährverbindungen angewiesen. Insgesamt achtmal muß man eine Fähre benutzen, um von Bodö auf der RV 17 nach Steinkjer zu gelangen. Auf der längsten Fährfahrt (eine Stunde) passiert man dabei wieder den Polarkreis. Von nun an werden im Sommer die Tage wieder kürzer und die Sonne verschwindet abends hinter dem Horizont.  

Wesentliche Sehenswürdigkeiten sind der Svartisen-Gletscher bei Holand, der Nordfjorden, ein nördliches Pendant zu dem Lysefjord und die spannende Auffahrt hinauf zum Storglomvatnet. Die ewiglange Arbeitertreppe am Glomfjord ist leider seit 2021 geschlossen.

Die Küstenregion bietet auch mehrere Gelegenheiten, mit einer Fähre auf eine der vorgelagerten Inseln zu fahren. Eine gewiss besonders lohnende ist Vega. Zuvor passiert man auf Hamnöya noch das Wandergebiet der Sieben Schwestern, von denen sechs über 1.000m hoch sind. Ganz in der Nähe ist die kleine Stadt Brönnöysund und an der Spitze der Halbinsel ist der deutlich leichter zu ersteigende Torghatten. Der einsam vor der Felsküste liegende Berg hat ein gewaltiges, 30 Meter hohes Loch, durch das man hindurch steigen kann.  

Angesichts des noch immer schlechten Wetters ging es von Steinkjer dann aber nicht in Norwegen weiter nach Süden, sondern über Lysthaugen und die 72 zurück nach Schweden und Östersund. Ein Zwischenstopp auf der Rückreise war dann noch Falun. Hier gab es einst das weltgrößte Kupferbergwerk, dass jedoch 1687 unter gewaltigem Getöse in sich zusammenstürzte.

Vorbei am endlos wirkenden Vatternsee (130 km lang) erreicht man schließlich Jönköping und damit den Süden Schwedens. Statt über die Brücke bei Malmö ging es für 64 EUR mit der Fähre von Helsingborg nach Helsingör. Das spart einige Kilometer Umweg, kann bei viel Andrang aber Wartezeit bedeuten.

Eine Bitte an alle, die erst seit kurzem mit Wohnmobilen unterwegs sind:
Haltet euch an die Regeln, hinterlasst keinen Abfall, stört nicht die einheimische Bevölkerung, seid achtsam mit der Natur und sorgt dafür, dass wir Wohnmobilfahrer auch noch in den nächsten Jahren willkommen sind. Denn sonst werden mehr und mehr Verbotsschilder aufgestellt und das muß doch nicht sein! Das wollen weder die Skandinavier noch wir Wohnmobilisten.