Redet man von der Provence, haben viele Urlauber ein Bild dazu im Kopf. Allerdings können sich diese Bilder erheblich voneinander unterscheiden. Denn die Provence reicht von den „Hohen Alpen“ bei den Ecrins bis zu der Provence Cote d’Azure. Von 4000 Meter über dem Meer bis an den Golf von St.Tropez.
Das ist auch der Grund, warum manche von den Lavendelfeldern im Vaucluse schwärmen, andere an gletscherbedeckte Berge in den Hautes-Alpes, viele an die Meeresstrände bei Marseille, den Verlauf der Rhone bei Avignon und etliche auch an die Alpes-Maritimes bei Nizza und Monaco denken – all das ist „die Provence“.
Die Fahrt von Briancon nach Süden zu den Schluchten der Verdon führt aus dem Umfeld der Viertausender hinab in die Ebenen von Var und Vaucluse. Grob folgt die Strasse dem Lauf der Durance.
Von Briancon aus kann man mit der N94 bequem dem Durance-Tal folgend bis zum riesigen Durance See bei Embrun fahren, um weiter nach Süden zu kommen. Oder aber man biegt bei Guillestre ab und überquert den Col de Vars mit seinen zahlreichen Serpentinen und spannenden Strassenabschnitten. Gewiss ist die D902 nicht umsonst eine Nebenstrecke, denn es braucht seine Zeit, bis man über diesen Weg nach Barcelonnette kommt. Aber es ist eine wunderschöne Nebenstrecke.
Von Barcelonnette sollte es an sich über den Col d’Allos weiter nach Süden gehen – doch die Tour de France machte einen Strich durch diese Rechnung: Der Pass war gesperrt.
Die Alternative zu einer Fahrt auf der D900 nach Westen ist die schmale Nebenstrasse D2202 zum Col de la Cayolle. Der Breite der Strasse sieht man von Anfang an: das ist keine Strecke, die von vielen befahren wird. Lange Zeit folgt man dem Tal der Bachelard, bis der Bach sich nahe des 2326m hohen Pass de la Cayolle immer weiter verästelt. Ein sehr schön gelegenes Wandergebiet, das zudem recht einsam liegt.
Vorbei an der Quelle der Var geht es nun lange bergab. Nach Guillaumes erreicht man die Gorges de Daluis. Hier hat sich die noch junge Var einen tiefe Canyon in ein braunrotes Schiefergebirge gegraben. Die atemberaubend geführte Straße am Rand der senkrecht abfallenden Felsen verläuft in N-S-Richtung in schmalen Tunneln, während die entgegengesetzte Richtung um die Felsen herumgeführt ist. Hier muß man einfach an einer der Aussichtspunkte anhalten.
Nach dieser kurvenreichen Strecke öffnet sich das Gebirge und die Var verästelt sich in einem breiten, flachen Talboden.
Die Strasse endet an der Staumauer „Barrage de Castillion“, die hier den Verdon zum Lac de Castillon aufstaut. Nun ist es auch nicht mehr weit nach Westen zum Zentrum des Lavendelanbaus in Valensole.
Lavendel wird vor allem für Parfums, Kosmetika und z.B. Seifen und Waschmittel geerntet. Annähernd 1000 Tonnen Lavendelöl werden jährlich aus der Ernte von über 20.000 Hektar Ackerfläche gewonnen – ähnlich dem Flickenteppich der ab April gelb blühenden Rapsfelder in Deutschland überziehen die langen Reihen violetter Lavendelfelder ab Mitte Juni weite Bereiche der hügeligen Landschaft. Ab Mitte Juli werden sie maschinell abgeerntet und Anfang August endet die Saison für Landschaftsfotografen und zahllose Selfiebilder.