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Nur, wo du zu Fuß warst, warst du wirklich! (ab 2020)


Ein heißer Tag im Süden der Provance – Lavendel und Ockerfelsen bei Roussillion

Es ist nicht allzu weit vom Nachtplatz nach Valensole. Und tatsächlich umgibt dieses ausgewiesene Zentrum des Lavendelanbaus gewaltige Felder. Mitte Juli sind die allerdings zum größten Teil bereits abgeerntet. An diesem heissen Tag lohnt es sich also nicht, eine Wanderung in der erbärmlichen Hitze über die schattenlosen Felder zu machen. Aber für ein paar Dutzend Fotos der noch nicht geernteten Felder und der Erntemaschine für Lavendelblüten reicht es.

Die Weiterfahrt über zahllose Nebenstrassen nach Roussillion dauert - unfassbar, wie lange man für 70 Kilometer brauchen kann.

In Roussillion ist viel los, obwohl es Montag ist. Mit Glück findet sich inmitten des mittelalterlich wirkenden Stadtkerns einen Parkplatz an den "berühmten" Ockerfelsen. Allerdings reicht die erlaubte Zeit nur für ein sehr leckeres und sehr teures Eis. Am Rande des Friedhofs befindet sich ein großer Besucherparkplatz für 4 EUR/Tag. Und nochmals 3,50 EUR Eintritt sind für die Ockerfelsen im Nordosten des Ortes zu bezahlen. Die kleine Runde durch den ehemaligen Steinbruch ist hitzebedingt recht anstrengend, denn es geht weit hinunter - und später natürlich wieder hinauf. Leider ist die Sonne noch nicht weit genug herum, um die vielfarbigen Ockerfelsen im hellen Licht aufstrahlen zu lassen. (Tipp: im Sommer eher gegen 15 oder 16 Uhr). Dennoch beeindruckend, die vielen verschiedenen Brauntöne der Felsen zu sehen.

Bei Les Lombards (bei Gargas im Vaucluse) gibt es ebenfalls zahlreiche Ockersteinbrüche (Mines de Bruoux). Sie sind teilweise frei zugänglich und beeindrucken mit ihren riesigen Tunneln, die in den Berg hineinführen. Die hereinscheinende (Abend)Sonne erzeugt ganz besondere Lichtstimmungen. Auch diese Ockerfelsen sind, wie die von Roussillon und Rustrel Teil einer rund 30 Kilometer langen Reihe von Aufschlüssen und Steinbrüchen. Das Gebiet ist weltweit bekannt für seine unterschiedlich farbigen, lichtechten Erdfarben von Rotbraun bis Goldocker. Sie werden schon seit der Antike in der Maltechnik verwendet, aber auch zum Färben von Leder oder als Bodenanstrich.

Mille Couleurs bei Rustrel

Die Ockervorkommen bei Rustrel wurden bereits in der Römerzeit abgebaut. Die farbenfrohen Steinbrüche werden auch als Colorado provençal bezeichnet und sind Teil einer weltweit bekannten Fundstelle des einst begehrten Naturfarbstoffs. Auf markierten Wegen kann man das Gebiet auf unterschiedlich großen Rundwegen durchstreifen.

Der kleine Ort Rustrel ist sorgfältig abgeriegelt gegenüber Fahrzeugen, die den kostenpflichtigen Parkplatz meiden wollen. Den Eintritt in das weitläufige Gebiet zahlt man daher in Form von 12 EUR Parkgebühr für ein Wohnmobil auf dem recht großen Parkplatz. Der ehemalige Steinbruch (geschlossen 1992) wird durch zwei Rundgänge von 2 und 4 Kilometer Länge erschlossen. Es gibt sogar kleine Bäche und eine ehemalige Wasserrinne.

Früher gab es noch weitere Wege und vermutlich war auch der Zugang kostenfrei. Der hier beschriebe Wanderweg nutzt diese alten Wege, deren Wegzeichen langsam verrotten und die sichtbar nur selten begangen werden (aber gut zu finden sind).

Der Weg führt zunächst durch ein schönes Bachtal und an einem ehemaligen Steinbruch vorbei. Leider ist es auch an diesem Tag sehr warm und der anschließende Aufstieg an die obere Kante des Steinbruchs (ca. 150 Hm) ist sehr mühsam. Zudem ist der Weg stellenweise recht zugewachsen, auch wenn er gut zu finden ist. Oben geht es entlang eines Lavendelfelds bis zu einer Wegabzweigung, ab der ein Weg wieder hinab führt.

Der Abstieg, der in den Karten noch eingetragen ist, geht allerdings dann doch sehr steil bergab, da das Regenwasser den Weg als Bachbett nutzt und zu Erosion führt. Auch bricht langsam die Kante des Steinbruchs, an der man entlangläuft, weg. Und zu guter Letzt muss man sich dann halt auch noch zurück in den offiziellen Teil schleichen. Denn es stehen nicht nur überall niedrige Absperrungen, es bewachen auch Ranger den Park. Noch nicht einmal ein Tütchen des Sandes, auf dem man einen Gutteil des Rundweges geht, darf man mitnehmen!

Die beiden ausgewiesene Rundweg führen durch zwei halbwegs offene Bereiche des ehemaligen Steinbruchs mit weißen, tiefroten und gelben Ockerfelsen hindurch und führt auch hinauf zu Aussichtsstellen über das Gebiet. Der Besuch lohnt sich so oder so, egal, welchen Weg man nun nutzt!

 Nachtplatz in völliger Einsamkeit bei schönen Lavendelfeldern.