Die Provence und die Schluchten des Verdon sind untrennbar miteinander verknüpft. Kaum jemand, der nicht schon einmal davon gehört hat. Der Verdon entspringt bei der Ortschaft Allos in den französischen Seealpen. Bevor er nach 167 Kilometern in die Durance einmündet, durchquert er mehrere Schluchten. Die bekannteste Schlucht (bekannt als die „Verdon-Schlucht“) befindet sich auf 21 km Länge zwischen Castellane und Lac de Sainte-Croix. Diese Wanderbeschreibung begleitet etwas weiter flußabwärts bei Quinson die eher sanfte Variante der Verdonschlucht, denn 12 Flußkilometer weiter wird der einst wilde Fluß im Lac d‘ Esparron aufgestaut. Das bedeutet aber nicht, dass der Wanderweg weniger spannend ist!
Es ist Sonntag und die Parkplätze am See bei Quinson sind bereits voll. Es ist zusätzlich unerträglich warm. Das kommt davon, wenn man zwar früh losfährt, dann aber an etlichen Lavendelfeldern hängen bleibt und dort fotografiert und filmt – wie zahlreiche andere Autofahrer ebenfalls. Es ist jedoch auch zu verlockend, die violette Farbe als Hintergrund für Selfies zu verwenden.
Der Wanderweg beginnt an der fotogenen Brücke über den Verdon. Unmittelbar dahinter drängt sich der aufgestaute Fluß in die enge Felsenschlucht.
Der Weg folgt einem ehemaligen Wasserkanal, der vor dem Bau des Stausees zur Versorgung der Landwirtschaft und für die Wasserversorgung von flußabwärts gelegenen Dörfern diente. Der 1863 bis 1875 angelegte Kanal ist gut vier Meter breit und über 3 Meter hoch: Hier floss einst richtig viel Wasser entlang.
Am Anfang sind noch etliche Wanderer unterwegs, doch mit dem Abzweig zur Kapelle Sainte-Maxime werden es deutlich weniger. Nach wenigen Dutzend Metern wird auch klar, warum: es geht ordentlich steil rund 150 Höhenmeter hinauf. Bei drückender Hitze in der Sonnenwand ist der Aufstieg beschwerlich, auch wenn weiter oben zahllose Holzstufen dabei helfen, die Höhe zu erreichen. Danach ist zwar der Anstieg vorüber und der Weg führt flach weiter Richtung Kapelle, doch die stickige, heiße Luft bleibt. Glücklich schätzen darf sich, wem solche Temperaturen nicht so viel ausmachen.
Selten nur bietet sich eine Aussicht auf die nun tief unter einem liegende Schlucht. Zuletzt geht es noch einmal kurz über Felsen hinauf zu einer kleinen Gipfelfläche, auf der die kleine Kapelle steht. Im Inneren des simplen Steingebäudes ist es etwas kühler. Leider hat man auch hier nur begrenzte Aussicht.
Hinter dem kleinen Steingebäude geht es auf einem unmarkierten Weg sehr steiler bergab – wer kein passendes Schuhwerk trägt, sollte den regulären Wanderweg bergab nehmen. Unten, in einem kleinen Seitental, merkt man, dass die Luftfeuchtigkeit oft hoch ist: Es ist ein regelrechter Zauberwald mit moosbehangenen Bäumen und wilde Ziegen entstanden, durch den es immer weiter bergab geht. Unter dem ehemaligen Kanal hindurch erreicht man schließlich sogar mit der dunklen Schlucht von Sainte Maxime die einzige Badestelle, die für Wanderer erreichbar ist!
Der Rückweg beinhaltet ein lustiges Auf und Ab, denn bei weitem nicht immer kann der Weg den ehemaligen Kanal begleiten. Nur einmal führt der Wanderweg durch einen etwa 100 Meter langen Tunnelabschnitt (auch ohne Taschenlampe begehbar). Meist wird man um diese Stellen herumgeführt. Spannend auch die Wegabschnitte, bei denen man auf der schmalen Mauer des Kanals entlangläuft. Außerdem gibt es ein paar tolle Galerien, die in die Felswand gehauen wurden - manche dicht am Wasser, manche wieder weit oberhalb. Auch einige Treppenauf- oder abstiege sind dabei.
Der Rundweg ist etwa 9 Kilometer lang bei ca. 300 Höhenmetern insgesamt.
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