Kaum jemand weiß, dass es über 8.000 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von über 5,2 GW in Deutschland gibt. Einige der großen Anlagen sind grundlastfähig, andere erzeugen Wärme für die Einspeisung in Nah- und Fernwärme und einige decken Spitzenstrombedarfe ab. Das auf unterschiedliche Weise gewonnene Biogas (Abfälle Lebensmittelindustrie, Gülle, Holz, Bioabfälle) wird in Generatoren verbrannt und erzeugt Strom und Abwärme. Biogas hatte 2018 einen Anteil von etwa 7% an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland und etwa 11% bei der Wärme
Kombiniert man ein Biogaskraftwerk mit einem Methangasspeicher, können solche Kraftwerke sogar kurzfristige Strombedarfsschwankungen ausgleichen. Durch den Gasspeicher ist zudem ein kontinuierlicher Betrieb selbst bei diskontinuierlicher Gasproduktion möglich. Ein solches Biogas-Kraftwerk ist dann anders wie Windkraft und Solarenergie grundlastfähig.
Allerdings ist klar, dass selbst bei Einsatz aller vergärbaren Materialien nur ein Teil des Energiebedarfs in Deutschland durch Biogas abgedeckt werden kann. Das kann in anderen Regionen der Welt anders aussehen (Bevölkerungsdichte, Energiebedarf, Verfügbarkeit von biologisch und ökologisch sinnvoll verwertbaren Rohstoffen). Wichtig ist jedoch, dass die ökologische Belastung der Biogas-/Biodieselherstellung nicht ins Ausland verlagert wird. Der groß angelegte Import von Energiepflanzen und Bio-Ethanol aus z.B. Mittel- und Südamerika führt dort zu einem massiven Raubbau am Regenwald. Auf einem globalen Maßstab gesehen wird die Verwendung von Biogas und vor allem Biodiesel in Deutschland dann eher zu einem Problemfall.
Neben der Erzeugung von Biogas (Methan) kann durch Vergärung von energie(zucker)reichen pflanzlichen Rohstoffen auch Bioethanol hergestellt werden. Der führende Produzent für Bio-Ethanol ist das zur Südzucker-Gruppe gehörende Unternehmen CropEnergies. Mit einer Produktionskapazität von 1,3 Millionen m³ (entspricht 11 Millionen Barrel/Jahr im Vergleich zu 95 Millionen Barrel Erdöl pro Tag) ist CropEnergies zwar groß, jedoch wird für Benzin E5 oder E10 und Diesel eher Bioethanol aus z.B. Brasilien eingesetzt.
Das Unternehmen Neste in Schweden verwendet vor allem Produktionsabfälle aus der Palmölfertigung, um daraus Bio-Ethanol herzustellen. Es ist mit 2,3 Millionen m³ das größte Unternehmen dieser Art weltweit und steht stellvertretend für viele weitere Palmöl-Veredler. Neste verwendet nach eigenen Angaben nur zertifiziertes Palmöl.
Inwieweit der massenhafte und nicht nachhaltige Anbau von Ölpalmen (besonders Lalasia, Borneo und Indonesien haben dadurch bedeutende Flächenverluste des ursprünglichen Dschungels erlitten) tatsächlich zu einer CO2-Emmisionsreduktion führt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Argumentation der lokalen Verbesserung der CO2 Bilanz (also im Verbennermotor) greift wie bei dem lokal emissionsfreien Elektroantrieb zu kurz.
© 03/2020 Gerald Friederici
Lieferant für Anlagen zur Biogas-Verstromung:
Übersicht der Branche auch: https://www.worldbiogasassociation.org/members/
Mit Fortschreiben der Klimaziele und deren massiven Straffung wird auch die Verstromung und Wärmegewinnung über Biogas aus sekundären und tertiären Rohstoffen immer interessanter. Inzwischen nimmt der Ausbau von Biomasseanlagen massiv an Schwung auf und hat die Grenze von 150 GW (elektrisch) weltweit erreicht. Durch optimale Betriebsführung und eine guten Kraft-Wärme-Kopplung kann auch ohne den Einsatz von Energiepflanzen ein gewinnbringender Betrieb sicher gestellt werden. Voraussetzung dafür ist ein mehr oder weniger kontinuierlicher Stoffstrom zur Vergärung.
Biomasse wird auch zur Gewinnung von Wärmeenergie genutzt (feste Biomasse wie Pellets oder biogene Abfälle).
Interessant wird Biogas/Bioenergie auch dadurch, dass es als "Gutschrift" gehandelt werden kann gegenüber der zunehmenden CO2-Bepreisung auf fossil gewonnene Energie.