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Deutschlands neue Gaskraftwerke: Notwendige Reserve oder teure Fehlinvestition?

 

Um die Stromversorgung während der Energiewende zu sichern, plant die Bundesregierung, neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 20 GW zu bauen. Diese sollen als flexible Reserve dienen, wenn Wind- und Solarenergie nicht ausreichen.

Was spricht dafür? 

  • Die Kraftwerke sollen Engpässe, wie die „Dunkelflaute“, überbrücken und so die Stabilität des Stromnetzes gewährleisten.
  • Sie werden so gebaut, dass sie später auf klimaneutralen Wasserstoff umgerüstet werden können. So sollen sie langfristig zur Klimaneutralität beitragen, ohne dass neue Kraftwerke gebaut werden müssen.
  • Selbst mit Erdgas betrieben erzeugen sie deutlich weniger CO2 als Kohlekraftwerke (die bis spätestens 2038 vom Netz gehen sollen)

Was spricht gegen den massiven Ausbau von Gaskraftwerkskapazität? 

  • Kritiker befürchten, dass die Anlagen länger als geplant mit Erdgas betrieben werden und so die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zementieren.
  • Wasserstoff wird noch lange zu teuer zum Verbrennen sein und hat einen besseren Hebel als Beitrag zu Klimaneutralität in anderen Industriebereichen.
  • Die Kraftwerke könnten mit zunehmenden Ausbau der regenerativen Energien und Strom- und Wärmespeicher weitgehend überflüssig werden.
  • Da die Gaskraftwerke nur als Reserve dienen sollen, können sie ihre Kosten nicht allein durch Stromverkauf decken. Sie müssen daher subventioniert werden.

Finanzierung über einen Kapazitätsmechanismus 

Die geplanten Gaskraftwerke sind bereits unter den aktuellen Marktbedingungen nicht rentabel. Daher soll ihre Finanzierung über einen Kapazitätsmechanismus gesichert werden. Die Betreiber erhalten dabei zusätzlich zu den Erlösen aus dem Stromverkauf eine Vergütung dafür, dass sie die Kapazitäten bereithalten. Diese staatliche Förderung soll private Investoren anlocken und das Geschäftsmodell überhaupt erst zu einem solchen machen. Der Kapazitätsmechanismus (Subvention) könnte allerdings auch private Investitionen in alternative Flexibilitätslösungen wie z.B. Batteriespeicher hemmen, da diese nicht die gleiche garantierte Einnahmequelle haben.

Gaskraftwerke vs. Redispatch-Kosten 

Die Kosten für die geplante Subventionierung der Gaskraftwerke und die sogenannten Redispatch-Kosten für die Abregelung erneuerbarer Energien sind zwei Seiten derselben Medaille – sie sind die Kosten der Energiewende.

  • Gaskraftwerke: Die Subventionierung ist eine langfristige, systemische Entscheidung, die den Strommarkt nachhaltig prägen wird. Die Kosten hierfür sind im Gegensatz zu den Redispatch-Kosten strukturell steigend (Rentabilität nimmt zunehmend ab, Abnahmeverträge müssen erfüllt werden)
  • Erneuerbare Energien: Die Redispatch-Kosten sind strukturell abnehmend, da sie mit dem Ausbau von Netzen und Speichern sinken werden. Heute stehen Windkraftanlagen noch oft, für alle sichtbar, obwohl Wind bläst. Mit zunehmendem Speicherausbau (Heimspeicher, Großspeicher, Wärmespeicher) und dem sowieso notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur wird Redispatch immer seltener notwendig.

(Sept. 2025)

 

Anmerkung: 

Die Redispatch-Kosten setzen sich aus den Zahlungen zusammen, die die Netzbetreiber an die Kraftwerksbetreiber leisten müssen:

  • Entschädigung für die Abregelung: Die Betreiber von Wind- oder Solaranlagen erhalten eine Entschädigung für den entgangenen Erlös, da sie ihren Strom nicht verkaufen konnten. Dieser Anteil wird langfristg deutlich sinken.
  • Vergütung für das Hochfahren: Die Betreiber von Gaskraftwerken oder anderen flexiblen Anlagen werden dafür bezahlt, dass sie kurzfristig ihre Produktion hochfahren und damit eine teurere Strommenge bereitstellen.