07.09.2011 Dreisessel-Grenzweg

(Je nach Wegwahl bis zu etwa 3,5 Std bei ca. 350 Höhenmeter. Ausgesprochen schöne Kammwanderung mit viel Aussicht)

Der Morgen beginnt unerwartet sonnig. Zwar sind dicke Wolken zu sehen, aber auch lange Sonnenlöcher dazwischen.

Wir disponieren um und fahren die 45km weiter bis zum Berggasthof Dreisessel direkt an der tschechischen Grenze. Über kleine, verstreut daliegende Dörfchen (Haidmühle) leitet uns eine Umleitung hinauf zum Dreisessel-Gipfel. Oben müssen wir 1,50 EUR für den großen Parkplatz bezahlen. Doch angesichts des deutlich schlechter gewordenen Wetters ist die Anzahl Auto sehr begrenzt. Die letzten 400m bis zum Berggasthof muß man dann zu Fuß laufen.

Noch während wir die Hunderte kahlen Bäume auf dem Kamm bewundern, zieht es sich zu und es beginnt zu regnen. Wir wenden uns bei einigen Informationstafeln rechts von der Straße ab und folgen dem Grenzwanderweg (weiß-rot-weißer Strich) eine Anhöhe hinauf.

Wie überall im Nationalpark sind in den Höhenlagen der Berge die Fichtenwälder großflächig abgestorben. Die fehlenden Maßnahmen gegen den Borkenkäfer im Rahmen des Mottos „Natur sich selbst überlassen“ hat zu dieser flächenhaften Erscheinung geführt. Heute bekämpft man den Borkenkäfer wieder, doch die Bergwälder werden sich erst in einigen 100 Jahren erholt haben.

So wandern wir auf einen mit Felsen gelegten Pfad nahezu schnurgerade durch Hunderte dieser fahlen Baumskelette. An sonnigen Tagen mit blauem Himmel ein Schaupiel der besonderen Art. Zusätzlich wogt heute das braune, flächig den Boden bedeckende Gras im Wind: welch ein Bild, wäre da nicht der immer stärker werdende Sturm und die Wolkenwand, die die Sicht auf etwa 20-30m beschränkt. So wird aus der famosen Sicht hinunter in den Vorderwald oder gelegentlich hinüber ins Böhmische nichts. Selbst an den Aussichtsfelsen Bayerisch Plöckenstein (1365m) ist kaum mehr zu sehen als wie die unmittelbar umliegenden Baumleichen.

Unter einer ausladenden Felsplatte finden wir allerdings einen trockenen Mittagsplatz, noch dazu im Windschatten. Im Nebel hört man den Wind heulen und gelegentlich gibt mit schaurigem Krachen einer der Baumskelette seinen Kampf dagegen auf.

Aus dem Windschatten der typisch wollsackverwitterten Granitfelsen heraus packt uns wieder der Sturm. Noch eine Viertelstunde weiter auf dem steinernen Pfad mit den weißen Grenzpfählen, dann haben wir die Steinsäule erreicht, die hier 1993 an Stelle der alten errichtet wurde. Damals war diese Stelle noch vollständig im Wald versteckt. Von dem ist heute nichts mehr übrig.

Die Säule markiert das Zusammentreffen dreier Landesgrenzen (Deutschland, Österreich, Tschechien).

Von hier aus ist es nicht mehr weit (2 km) bis zu der im Tschechischen liegenden „Kanzel“ und dem Adalbert-Stifter-Denkmal, von wo man einen guten Blick hat hinab ins Gletscherkar des Plöckenstein-Sees.

Wir machen hier Schluß, denn außer Regen und Nebel gibt es nicht viel zu sehen. Für den Rückweg gibt es zwei Alternativen: 3,2km wären es über den Kammweg zurück, 3,6km sind es über den Adalbert-Stifter-Steg, dem wir folgen wollen.

Dazu müssen wir etwas nach Westen absteigen, doch nach ca. 50m biegt nach rechts der Goldsteig und der mit blau-weiß markierte Weitwanderweg E6 ab. An klaren Tagen nicht zu verfehlen.

Es geht einen mit Steinplatten gelegten Weg entlang. Weit reicht der Blick über die kahlen Hänge nach Westen – außer es ist ein stürmisch-nebliger Tag wie heute.

Nach etwa 500m zweigt nach rechts der Goldsteig und die blau-weiße Markierung ab. Diesem Abzweig folgen wir (wer weiter geht, erreicht ein paar Minuten später das Felsenmeer, der absteigende Weg macht hier einen scharfen Knick. Ein Aufstieg von hier zum oberen Weg ist sehr mühsam). Der Weg verläuft parallel zum Hang immer auf gleicher Höhe. Wegen der fehlenden Bäume kann es im Sommer sehr warm werden (oder an stürmischen Tagen sehr ungemütlich).

Nur etwa 30 Sekunden lang reißt heute etwas die Wolkendecke auf und gibt den Blick frei – dann rasen wieder Wolkenfetzen über den Kamm und verdunkeln die Sicht. Doch ist gut zu sehen, daß wir heute einfach 200-300 m zu hoch sind für dir Wolken, die sich hier am Dreisesselkamm aufstauen.

Der Weg kreuzt stellenweise feuchte Gebiete und ist durchweg sehr steinig. Man hat sich Mühe gegeben, den Wanderer auf dem Weg zu halten, damit die empfindlichen Hochwiesen nicht beschädigt werden.

Nach etwa 2,8 km trifft der Weg auf einen breiten, von unten kommenden Weg und alsbald danach ist man auf der Zufahrtstraße zum Dreisessel-Gasthaus. Noch 300 m bergab und man ist wieder beim Wanderparkplatz.

Wir sind das einzige verbliebene Auto und verlassen auch zügig den kalten, windigen Kamm.
Und tatsächlich, keine 200 Höhenmeter tiefer ist der ganze Spuk verschwunden und der Wind schläft ein.

Über Haidmühle und Freyung fahren wir zurück nach Haslach, wo wir erneut an dem schönen See übernachten.

Die Wanderung auf dem Grenzkamm erfordert festes Schuhwerk und Ausdauer beim Wandern über Felsen und Wurzeln. 2.15 Stunden und rund 200 Höhenmeter war diese kleine Runde lang. Mit dem Abstecher zum Adalbert-Stifter-Denkmal kommen wohl zusammen etwa 3,5-4 Stunden zusammen.

Aufgrund der Lage, der großartigen Aussicht und dem ungewöhnlichen Ambiente Tausender toter Bäume ist die Wanderung empfehlenswert.

 
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