Vogesen 2010
Die Vogesen - der wilde Bruder des Schwarzwalds
Zusammen mit dem Schwarzwald entstand vor gut 60 Millionen Jahren der westlicher gelegene Gebirgszug der Vogesen. Auf einer Länge von 170km bilden sie den gebirgigen Rand des Rheintals. Die Vogesen sind eines der naturreichsten und geologisch interessantesten Mittelgebirge Europas. Der Gebirgskamm aus Granit und rotem Sandstein teilt die Landschaft in zwei Teile: am Fuße der steilen Ostseite liegen die Dörfer der elsässischen Weinstraße; nach Westen hin fällt das Gebirge langsam ab in die Landschaft der Lorraine mit ihren Weizenfeldern und Obstgärten.
Das Gebiet ist seit 1989 in einem Naturpark zusammen gefasst (Parc Naturel Regional des Ballons des Vosges). Steile Felswände erinnern an das Hochgebirge, weite, nahezu baumlose Hochweiden eher an Tundren. In den bewaldeten Tälern liegen Dörfer, Kirchen und alte Burgruinen. Bizarre Felskuppen und –nasen ragen aus dem Grün der Vegetation heraus und ermöglichen den Blick auf das fruchtbare Land zu Fuße des Gebirges.
Eiszeitliche Gletscher haben tiefe Einschnitte hinterlassen, in denen sich heute zum Teil Seen befinden – blaue Augen inmitten von dunklen Tannenwäldern oder steilen Felskesseln. Besonders die Gegend der südlichen Vogesen ist reich an Stauseen, die zur Wasserversorgung und Stromerzeugung genutzt werden. Für Wanderer sind sie willkommene Abwechslung. Die rundgeschliffenen Kuppen (Ballons) der Haupt- und Seitenrücken sind häufig von Wiesen bedeckt. Hier findet sich eine außergewöhnliche Artenvielfalt (Magerwiesen, Moorwiesen). Besonders schön zu sehen auf der Haut Chaumes (Stoppelwiesen) von Tanet-Gazon-Faing beim Col de la Schlucht. Diese zum Teil natürliche Landschaft spiegelt die harschen Wetterbedingungen auf 1200-1300m Höhe wider. Allerdings müssen die Hochwiesen heute vor Bewaldung (Retention) durch z.B. Beweidung mit Schafen geschützt werden. . |
Besonders schön zum Wandern ist die Gegend zwischen Col de la Schlucht und le Hohneck (1363m). Der Felskessel von Frankenthal darf als besonders typisch für den Charakter der Südvogesen gelten. Die Hänge des sich anschließenden Kastelbergs dagegen sind zum Teil von einem urwaldartigen Wald bedeckt.
Weiter südlich verlängert sich die am Col de Bonhomme begonnene Route des Cretes bis zum Grand Ballon (1424m) und Ballon d´Alsace (1247m). Diese herrliche Höhenstraße ähnelt der B500 Schwarzwaldhochstraße und gewährt grandiose Aussichten auf die Landschaft der Vogesen. Der Charakter einer Höhenstraße wird besonders deutlich am Rothenbach- und Batteriekopf sowie dem südlicher gelegenen Schweisel. Hier finden sich dann auch noch immer deutliche Zeichen des Stellungskrieges im 1. Weltkrieg. Schützengräben durchziehen ununterbrochen die Kammlinie.
Dörfer wie Riquewihr oder Ribeauville begründen die Bekanntheit der Weindörfer entlang der Elsässischen Weinstraße. Diese mittelalterlichen Dörfer hatten massive Befestigungen mit Wehrtürmen, einer Ringmauer und großen Stadttoren. Sie sind heute während der Hauptsaison Schauplatz alltäglicher Besucherströme.
Bereits die hier siedelnden Kelten nannten das Gebirge Vosgen. An ihrer Anziehungskraft für die Menschen haben sie seitdem nichts verloren. Besonders Wanderer kommen hier auf ihre Kosten. Ein Besuch lohnt sich – denn es gibt viel mehr zu sehen als hier geschrieben steht.
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