26.06.2009 Sorapis-Durchschreitung, Wanderung
Tolle, eindrucksvolle Rundwanderung. Lang - aber sehr abwechslungsreich
Morgens steigen dicke Wolkenfetzen aus den Schründen des Cristallo auf. Nuvolau und Averau sind in der Ferne von Wolken eingehüllt.
Aber insgesamt sieht das Wetter gar nicht so schlecht aus. Also fahren wir die wenigen Meter wieder hinauf zum Passo Tre Croce (1807m). Dort an dem heruntergekommenen Hotel neben der kleinen Kapelle parken wir. Hier beginnt auch der 213 Richtung Forcella Ciadin.
Dieser Weg führt zunächst entlang einer alten Militärstraße durch eine herrliche, parkähnliche Landschaft. Der Bergwald zeigt sich hier von seiner schönsten Seite. Almrausch blüht allenthalben. Langsam steigt der Weg an bis an eine Stelle, an der ein steiles Schuttkar das Ende des Schlenderns ankündigt. Nun geht es, immer noch im Wald, steiler bergauf. Uns erwischt hier leider ein heftiger Regenschauer. Zum Glück haben wir unsere großen Sturmregenschirme dabei. So können wir eigentlich weitgehend ungestört weiter hinauf wandern.
Bald ist die Militärstraße wieder erreicht. Der folgen wir bis zu dem Abzweig 216. Unser 213 würde nun weiter aufsteigen Richtung Rifugio Toni Filoria. Wir aber biegen nach links ab.
Über Schotterfelder und breite Altschneefelder geht es in Richtung Forcella Ciadin. Leider schüttet es immer noch und Wolken verdecken jegliche Sicht. So quälen wir uns das rutschige Geröll hinauf und steigen steile Schneefelder empor.
In einer Wandnische sind zwei dicke Balken waagrecht aufgebaut. Hier regnet es nicht und wir können in Ruhe unsere Regenjacken anziehen.
Dann geht es die letzten Meter hinauf. Endlich hört das Schneefeld auf und wir stehen auf 2307m Höhe. Vor uns öffnet sich ein großer Talkessel, der gegenüber von einer Steilwand begrenzt wird. Der Pfad windet sich durch den Talboden und steigt gegenüber wieder an. Erneut sind etliche Schneefelder zu queren, dann erreichen wir den Einstieg zum ersten Felsband dieser Wanderung. Bei normalem Wetter mag die Seilsicherung übertrieben sein. Aber schön bequem führt das Band aus dem Talkessel heraus. Einige Serpentinen später steht man an einem prächtigen Aussichtpunkt. Von hier aus senkt sich der Weg Richtung Rifugio Vandelli und Sorapis-See. Wir haben Glück denn die Sonne scheint. So wird diese Felsnase unser Mittagsplatz.
Nach Norden erkennt man die Drei Zinnen mit dem Misurinasee davor. Die Sorapis-Mauer nimmt den gesamten Horizont Richtung Süden ein. Wolkenschwaden ziehen vom Cristallo herüber, ohne jedoch den Sonnenschein zu beeinträchtigen.
Aus der Ferne zieht von Croda Rossa ein Regenfeld heran. Doch wir können gemütlich unsere Pause machen. Erst weiter unten im Abstieg streift uns der Regenvorhang.
Der Abstieg ist anstrengend. Etwa 400 Höhenmeter geht es zunächst durch Geröll und später durch ausgewaschene Felsrinnen zwischen Latschenkiefern bergab. Der milchig-trübe Sorapissee schimmert grünlich herauf. Daneben ist das Refugium Vandelli zu erkennen.
Der Hangwald ist an vielen Stellen gezeichnet von Lawinen und einer allzu großen Schneelast. Wir laufen zum Teil über fast nicht mehr sichtbare Schneefelder: Abgerissene Äste und Totholz bedecken die weiße Last.
Nach etlichen steilen Felsstufen, die bei der heutigen Nässe arg rutschig sind, treffen wir auf den Weg 216. Er verbindet Tre Croci und Vandelli.
Wir haben nach den Wetterkapriolen heute genug und gehen nicht noch zum See (sollte man aber an sich). Stattdessen rutschen wir weiter auf den vielen Wurzeln der Latschenkiefern entlang.
Der Weg ist wirklich außergewöhnlich. Etwa 500m über dem Talboden führt er weitgehend auf Simsen eben durch Latschen. Es ist eine Meisterleistung, die man durchaus genießen kann.
Einige kleinere Hilfen helfen Engstellen zu überwinden. Auch einige zig Meter Stahlseil schützen diejenigen, die z.B. bei Eis hier entlang wollen.
Eine fast senkrechte Steinplatte von etwa 100m Breite (und 500m Höhe) wird mit Hilfe eine eingesprengten Weges und einigen Metern Stahlseil überwunden. Kurz darauf muss der Weg dem immer steiler werdenden Gelände nach unten hin ausweichen. Eine Treppe aus Stahlstufen läutet den Abstieg ein. Dieser führt uns immer weiter hinunter. Schließlich wird wieder Wald erreicht. Eine Steilwand zwingt uns, deutlich unter die Höhe des Passes abzusteigen. Hier unten gibt es tatsächlich auch noch große Schneefelder.
Erst nachdem wir die alte Kriegsfestung erreichen (kaum noch was zu sehen davon), erreichen wir wieder die Militärstraße. Nun geht es wirklich sehr bequem wieder zurück zum Pass.
Auch wenn nicht immer so schlechtes Wetter wie heute herrscht, unterschätzen sollte man die Wanderung nicht (5 Stunden, 680 Höhenmeter gesamt). Sie ist nirgends wirklich gefährlich. Allerdings sind ein paar exponierte Stellen dabei. Und bei Feuchtigkeit ist die Mischung aus abgerundeten Kalksteinen und wurzeldurchsetztem Boden keine besondere Freude.
An vielen Stellen ist die Umgebung einfach traumhaft. Eine Wanderung, die man machen sollte!
Wir übernachten wieder oberhalb von Cortina an der Zufahrt zur Bergbahn hinauf zur Tofane di Mezzo.
Die Wolken reißen heute Abend nicht mehr auf. Ein paar glutrote Sonnenstrahlen an der Sorapis, dann wird es Nacht. Unten im Tal gehen die Lichter von Cortina d´Ampezzo an.