Die Quellen von Marcos
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Der Nordosten La Palmas zwischen Tenagura und Barlovento bietet bereits dem Autofahrer eine beeindruckende Landschaft. Tief eingeschnittene Barrancos zwingen immer wieder zu Fahrten "ins Landesinnere". Steil, oft fast senkrecht steigt die Landschaft dahinter auf. Dicht bewaldet sind die tiefen Furchen und scharfen Felsrippen, die sich da über einen Kilometer in die Höhe ziehen.
Bei Los Sauces hat man die Chance, über La Palmas einzige Bogenbrücke zu fahren, die das letzte Ende des Barranco del Aqua überspannt.
Dieser Barranco ist auch der, durch den man normalerweise am Ende der Wanderung zu den Quellen von Marcos absteigt.
Dazu fährt man morgens bis spätestens 9.30 Uhr mit dem Geländetaxi hinauf nach Casa Monte.
Der Aussichtspunkt "Los Tilos" und der Fahrweg nach Casa Monte sind ausgeschildert (vor der Bogenbrücke links). Man folgt der Ausschilderung, die bald spärlich wird. Aber innerhalb von San Pedro sollte man keinesfalls rechts hinauf fahren. Die Straße ist beängstigend steil zwischen den Häusern und endet oben an einem kleinen Wendeplatz.
Die richtige Straße wendet sich in Bananenplantagen zunächst Richtung Süden und steigt - sehr gut geteert - schließlich bergan. Bei etwa 500 Höhenmetern ist Schluß. An einem Hochwasserbehälter beginnt die Waldpiste zur Casa Monte hinauf. Auf die Straße gemalt ist "Only 4x4".
Bereits die ersten 50m sind eine Probe für das fahrerische Können. Allerdings mögen diese Schlaglöcher auch ab und an aufgefüllt werden. Im Verlauf der nächsten 6 Kilometer erklimmt man nochmals rund 900 Höhenmeter - auf mühsamste Art und Weise. Denn die Piste ist tatsächlich in arg heruntergekommenem Zustand. Im Mai 2013 war mit dem Skoda Fabia bei trockenem Wetter an einigen Stellen wirklich viel Kurbelei und auch Zauberei notwendig, um schließlich bis zur Casa zu gelangen. Bei Feuchtigkeit sollte man das Unternehmen mit einem zweiradgetriebenen Fahrzeug lieber lassen. Und die geringe Bodenfreiheit der Kleinwagen ist so oder so eine scharfe Begrenzung, denn Unterbodenschäden werden von der Versicherung nicht abgedeckt (ab Verada Las Lomadas mind. 1 Stunde).
Nach felsigen Partien sind die letzten zwei Kilometer fast lieblicher Waldweg, dann steht man an der Casa. Dieses Gebäude wurde ursprünglich für die Kanalarbeiter gebaut. Heute ist es ein gemütlicher Grillplatz mit fließendem Wasser direkt nebenan.
Hier beginnt die Wanderung zu den Quellen von Marcos und etwa 100m höher zu den Quellen von Cordero. Insgesamt etwa 8km Wegstrecke und rund 200m Anstieg. Aber vor allem durch 13 Tunnel.
Wir folgen vom kleinen Parkplatz aus dem Wasserkanal (Levada). Zunächst noch breit wird der begleitende Weg für die Arbeiter bald schmäler. Ein erster Tunnel umgeht eine Felsnase. Ab hier sollte man auf jeden Fall eine Lampe dabei haben. Der längste, unbeleuchtete Tunnel ist knapp 350m lang!
Fast domartig weitet sich der Tunnel über dem Wasserkanal und dem Weg daneben. Doch an seinem Ende fordert die Decke des Tunnels ggf. schon seinen ersten Tribut. Große Menschen sollten mehr auf die Decke wie die Füsse achten.
Von nun an geht es meistens auf einem schmalen Felssims neben dem Kanal entlang. Deutliche Spuren mehrerer Erdrutsche und viele zerschlagene Holzgeländer zeigen an, das aus der senkrechten Wand über einem schon gelegentlich größere Mengen Schutt herab kommen. Darum sollte man bei Regen diese Tour auch lieber sein lassen.
Bei schönem Wetter dagegen ist die Wanderung für Schwindelfreie ein Genuß. Die meisten Tunnel sind recht kurz und meistens ausreichend Platz zwischen der Mauer des Kanals und der Tunnelwand. Hervorstehende Felsen machen das Vorankommen dennoch gelegentlich schwerer.
Der dichte Baumheidewald überragt den Weg da, wo es etwas mehr Platz gibt. In den senkrechten Felspassagen dagegen sind es eher die kleinen Pflanzen, die noch Halt finden.
Nach dem 11. Tunnel hat man direkte Sicht hinüber zu den Quellen von Marcos. Tief unten liegt der Grund des Barrancos, vollständig eingerahmt von nahezu senkrechten Wänden.
Kurz danach folgt der 12.Tunnel, der im Gegensatz zu allen vorherigen Tunneln extrem viel Wasser führen kann....auch da, wo man entlang geht. Noch viel unangenehmer ist das Wasser, dass zum Teil in dickem Strahl aus der Wand tritt. Hier ist regendichte Kleidung notwendig. Zudem ist dies auch noch der niedrigste Tunnel und es heißt, sich tief zu bücken.
Doch wenige zig Meter weiter tritt man aus dem feuchten Loch hervor und steht unmittelbar vor den rauschenden Quellen von Marcos.
Aus dem lockeren Vulkangestein tritt hier auf Höhe einer dichten Basaltschicht Wasser direkt aus der senkrechten Wand hervor.
Unweit der Quellen steigt eine feuchte, mit Kette gesicherte Steintreppe entlang einer rauschenden Wasserrinne steil den Berg hinauf. Weißschäumend "fällt" hier das Wasser etwa 40m von einem Wasserkanal in den anderen.
Der Weg verlässt für kurze Zeit diesen Bereich, erreicht aber 100m weiter wieder den oberen Kanal. Ihm folgend erreicht man nach Durchquerung des 13. Tunnels schließlich die weniger spektakulären Quellen von Cordero. Da es nur etwa 15min mehr Wegzeit ist, sollte man diesen Abstecher noch mitnehmen.
Hier beginnt dann auch der anstrengende Teil der "normalen" Rundwanderung: Steil geht es hinab zum Barranco del Aqua, in dessen Talgrund der Weg hinaus nach Los Sauces führt.
Wir aber drehen hier um und gehen den gleichen Weg wieder zurück. Gut, wer eine primitive, aber effektive Schutzhülle wie ein großer Müllbeutel oder einen Einmal-Regenponcho dabei hat. Denn auch auf dem Rückweg wird es in Tunnel 12 wieder sehr nass.
Auf jeden Fall ist diese Wanderung ein Sahnehäubchen auf den Wanderungen, die man auf La Palma machen kann. Und ein Stück Geschichte der Insel, denn bereits 1502 begann man hier Tunnel zu bauen, um das Wasser ins Tal leiten zu können. Heute werden Hunderte von Hektar Bananenplantagen damit bewässert.
Von Los Sauces über den Norden (stellenweise sehr kurvenreich) nach Tijarafe dauert es etwa 1,5 - 2 Stunden. Man sollte die 70km nicht unterschätzen. Aber auch über Santa Cruz (man muß bis hinunter an Meer) und dann über die Cumbre Vieja (Tunnel) hinüber nach Los Llanos braucht mind. eine Stunde - wenn nicht mehr. Überhaupt gilt, dass besonders im Nordosten, Norden und Nordwesten die Wegstrecken recht lange dauern. Richtung Süden sind die Straßen gerader, die Landschaft nicht so stark eingekerbt von Tälern.