22.06.09 Nuvolau, 2574m; Klettersteig
22.06.09 Nuvolau, 2574m; Klettersteig
Eine große Runde um den Berg mit zwei kleinen Klettersteigen – ganz nett
Das Wetter wird sich ändern, doch heute ist es noch schön. Also beschließen wir, statt in die Schlucht abzusteigen den Nuvolau zu besteigen. Dieser Berg liegt oberhalb der Cinque Torri und genau gegenüber der Tofane di Rozes.
Es sind zwar nur 11km Fahrtstrecke, doch zunächst müssen wir kurvenreich von der Zufahrt zum Lift Richtung Cortina hinab fahren. Und dann geht es hinauf Richtung Falzaregopass. Der eigentlich schöne, aber steile und schwierigere Teil sind die etwa 6km hinauf zum Refugio Cinque Torri. Die schmale Straße windet sich durch den Wald empor bis plötzlich die Sicht frei wird auf Croda di Lago, Nuvolau und Averau.
Kurz vor der Hütte parken wir am Straßenrand. Leider ist der strahlende Sonnenschein von heute Morgen (6 Uhr) schon fast durch dicke Wolken verjagt.
Auf dem Steig 443 geht es direkt an der Hütte hinunter zu der grünen Wiesenebene. An ihrem Rand entlang geht es gegenüber wieder hinauf. An einem Pass zweigt der kurze Zubringer zum Sessellift ab.
Steil geht es in einer Rinne zwischen den Steilwänden hinunter. Später werden wir sehen, dass unterhalb des Refugio eine durchgehende Steilwand ist – mit nur einem Durchlass.
Notgedrungen gehen wir also hinunter, queren ein Schneefeld und steigen dann wieder an. Nur um hinter der nächsten Felsnase zu erkennen, dass es wieder hinunter geht.
Erneut sind Altschneefelder zu queren. Es geht gegenüber wieder empor auf einen kleinen Sattel. Dahinter fällt der Weg ein drittes Mal wieder in einen Felstrichter, um einer senkrechten Felswand auszuweichen.
Schließlich erreichen wir einen markanten, hausgroßen Klotz. Kurz darauf zweigt der Weg nach rechts ab. Nun geht es bergauf. Wir müssen ein schräges Schneefeld überqueren, um zum Weg zu gelangen. Doch dann verlangt es nur noch Durchhaltevermögen. Unter uns fließt lärmend der Verkehr zum Passo Giau hinauf. Wir sind etwas kurzatmig. Man merkt, dass die Luft hier oben dünner ist. Die Wolken über der Landschaft werden immer dunkler und lassen nur noch schmale Sonnenflecken über die Landschaft huschen.
Ein kleiner Sattel zwischen einer Felsnadel und der breiten Felswand ermöglicht uns das Anziehen der Klettersteigsachen. Es zieht wie Hechtsuppe und ist lausig kalt. Der Blick geht hinunter zu den 5 Torri und den Tofanes. Die haben fast den ganzen Tag Sonne, während uns der kalte Wind quält. Gelegentlich fliegen ein paar Schneeflocken vorbei.
Steil geht es nun eine Rinne empor. Ohne Seil und eine kleine Leiter wäre es sehr schwer, hier hinauf zu kommen.
Überraschend muss man auf die Außenseite der begrenzenden Felsrippe wechseln, ist dann aber sehr schnell an der Felskante. Damit endet des ersten Teils des Klettersteiges.
Die große, weitgehend flache Karrenfläche unterhalb der gelben Wand des Nuvolau ist noch vielfach schneebedeckt. Darum finden wir den Weg zunächst nicht. Es ist lausig kalt und nirgends ist Deckung vor dem Wind zu finden.
Schließlich führt eine vage Spur ausgeblichener Zeichen in Richtung Ra Gusela. Ein fast im Schnee verdeckter Pfeil weist hinauf zum schmalen Gipfelgrat. Von dort steigen drei Männer ab, so dass wir den Weg in der Wand erkennen können.
Mittlerweile sind die östlicher liegenden Berge wie Cristallo, Sorapis oder Antelao regelmäßig in Regenschleier getaucht. Zum Glück bläst der Wind diese unnötige Verschärfung des Aufstiegs immer wieder von uns weg.
Der letzte Aufschwung entlang der schmalen Felsrippe wird erleichtert durch eine weitere, kurze Leiter. Und kurz darauf kommt man sozusagen auf der Sonnenterasse der Hütte auf dem Nuvolau heraus.
Heute heult allerdings nur ein beißender Wind durch die Latten des Zaunes. Zum Glück ist es vor der urigen Hütte mit Blick auf Marmolada und Sella windstill. Links und rechts pfeift der Wind vorbei. Wir entledigen uns der Klettersteigsachen und ziehen alle warmen Sachen an, die wir haben. Erneut umspielen uns Schneeflocken.
Mit flatternder Kleidung verlassen wir den Windschatten und eilen hinunter. Zum Passo Giau wie auch Richtung Cinque Torri sind die Hänge alle mit Seilbahnen und Skiabfahrten zugepflastert. Nicht besonders schön.
Etwa 200m nach der Hütte finden wir hinter dem Kamm eine weitgehend windstille Ecke, wo wir gegen 3 Uhr endlich Mittagsessen machen können. Blick zur Civetta und Mt. Pelmo, die beide von Regenschwaden eingehüllt sind.
Leider ist es so kalt, dass wir langsam völlig auskühlen. Darum geht es auch bald weiter.
Der Abstieg ist nicht schwierig, aber die nur mäßig schräge Flanke ist sehr geröllig. Mit ständigem Blick auf die Tofane di Rozes und den Kleinen Lagazuoi führt uns der aussichtsreiche Weg hinab zu den Wiesen bei der Seilbahnstation.
Wir müssen noch etwa 500m weiter nach rechts absteigen. Die Fahrstraße erlaubt einen relativ bequemen Abschluss der Wanderung. Kurz darauf sind wir am Refugio Cinque Torre (2137m) und damit beim Bus.
Die wechselnden Anstiege am Anfang haben Kraft gebraucht. Aber ansonsten eine schöne Runde, die man mit einem Besuch bei den 5 Torri, dem Averau-KLettersteig und dem Abstieg zur Talstation über den Averau noch verlängern könnte. Uns war es heute zu kalt und windig dafür. Zum Glück war wenigstens die Sicht meistens gut. Insgesamt waren es 645m Höhenanstieg bei 4 Stunden Wanderzeit.
Zurück geht es wieder die schmale, durchgehend etwa 15% steile Straße hinab zur SS48, die links zum Falzaregopass und damit zum Kleinen Lagazuoi führen würde. Wir aber fahren die 5 Kilometer bis zum Ortsanfang von Cortina. Dann geht es wieder steil hinauf zur Talstation der Tofane-Seilbahn. Wir übernachten wieder auf dem Nachtplatz vom Vortag. Allerdings hat sich das Wetter von strahlend Blau heute Morgen in bleiern-grau heute Abend geändert. Für Morgen ist Regen angesagt und wir wissen noch nicht, was wir machen sollen.