Es ist am Morgen wie gewohnt bedeckt, aber auch sonnig – eben wolkig. Nach dem Frühstück zusammen mit einer Wandergruppe fahren wir zügig loß – schließlich müssen wir die 11 km wieder mal hinunter nach Funchal. Diese Mal biegen wir aber Richtung Monte ab. Die 8km kurviger, enger und vor allem sehr belebter Querstraße durch Funchal sind abenteuerlich. Immer wieder muß man zügig bremsen oder auch Gas geben. In einem schmalen Taleinschnitt erkennt man die gravierenden Schäden in dem Hang. Da scheint eine große Menge Geröll die darunter liegende Firma schwer beschädigt zu haben.
Wir erreichen schließlich den Wohnort der Wohlhabenden, Monte und fahren in nördlicher Richtung weiter nach Ribeiro Frio. Die Straße steigt weiter steil bergan. Es geht durch urwüchsigen Nadelwald mit hohen Bäumen. Schließlich erreichen wir den Abzweig zum Pico do Arieiro (Passhöhe 1412m). Danach geht es steil wieder bergab. Leider ist es nun schon wieder ziemlich wolkig.
Kurz vor Riberio Frio (kleines Dörfchen) erreichen wir eine Bushaltestelle, eine Gaststätte und eine kleine Kirche. Hier weißt ein großes, braunes Schild aus, dass es 11km bis Portela sind – zu Fuß!. Wir parken und sind im warmen Sonnenschein noch so mutig, die Beine abzuzippen. Doch schon die ersten Meter im schattigen Lorbeerwald lassen uns spüren: Heute ist es kein sonnig-warmer Tag. Direkt hinter dem Restaurant überqueren wir den Bach, der bei unserem Besuch fast leer ist. Und das bisschen Wasser wir abgeleitet in die Levada. Zunächst einmal geht es auf fast straßenbreitem Weg entlang der Betonrinne. Die ist mit Sicherheit noch nicht sehr alt, denn allenthalben sieht man Betonspritzer und die Wände der Levada sind völlig sauber. Auch der Weg wirkt sehr hergerichtet. Allerdings ist die lockere Erde, die man auf den Weg geworfen hat, durch den letzten Regen schon sehr aufgeweicht. Dass es schlimmer geht, erfahren wir später auf dem Rückweg. Bald schon finden sich die ersten Engstellen, die hervorragend mit Drahtseilgeländer abgesichert sind. Die Betonrinne mit etwa 60-70cm Tiefe schmiegt sich eng an den Felsen an und verläuft oft etwas darunter. Dennoch ist immer wieder einmal wenig Platz zwischen Geländer und Rinne. Nach einer knappen Dreiviertelstunde erreichen wir den ersten Bach, der hier recht aufwändig überquert wird. Nach rechts zweigt eine zweite Levada ab. Folgt man dieser bergauf, kommt man auf die Hochfläche und im Bogen auch zurück zum Parkplatz. Wir aber gehen weiter, passieren einige kleinere Zuläufe, eher Rinnsale. Auch ein alter Frischwasserstollen (ganz schön groß) durchbricht die Felswand und lädt zu einem kleinen Ausflug in die Dunkelheit ein.
Sicht hat man kaum. Der Wald ist dicht und lässt kaum einmal einen Blick in die Umgebung zu. Im Hochsommer gewiß eine sehr angenehme Levada, denn so bleibt es auf den nächsten 6 km. Eine tiefe Einbuchtung führt uns zu einem weiteren Bach. Man kann auf der Mauer weiter laufen oder nutzt den kurzen Treppenabstieg. Keine 10m weiter geht es wieder bergauf. Das Spiel wiederholt sich nochmals in einem weiteren Nebental. Auch hier steigt man kurz ins Bachbett hinunter und dann wieder hinauf. Das Wasser wird hier gesammelt und der Levada zugeführt.
Immer wieder gibt es schöne Engstellen, an denen sich die Levada die Felsen entlang schlängelt. Auch |
einige schmale Felsnischen müssen passiert werden. Dann erreicht man einen hohen, sehr dunklen Spalt. Der Tunnel ist nur kurz, aber bei dem mittlerweile nebligen Wetter erscheint es wie ein Höllenschlund. Die Levada verschwindet unter Betonplatten. Dann stehen wir „auf der anderen Seite“ des Kamms und blicken in wolkenverhangenen Urwald. Man sieht es dem Lorbeerwald an, dass es hier oft sehr feucht ist. Bartflechten hängen allenthalben von den Ästen und vermitteln den Eindruck eines verwunschenen Waldes. Nach etwa 10 Minuten erreichen wir einen etwa 10m hohen Wasserfall. Kurz darauf beginnt der schönste Teil der Wanderung: ein sehr ausgesetzter, aber gut gesicherter Wegabschnitt. Senkrecht fällt die Wand zur Linken ins bewaldete Tal hinab. Die Felsen über der Levada ragen zum Teil weit in den Weg hinein. Bald beginnt eine Kette von kurzen, nur wenige Meter langen Tunneln, die auch immer wieder einen herrlichen Blick auf Bergwelt und Nordküste zulassen. Freilich haben wir das nur gelesen, denn die Sicht ist mittlerweile auf etwa 10m gefallen. Eine weiße Wand ist dort, wo an sich tolle Blicke möglich sein sollen. So freuen wir uns eben an dem herrlichen Weg. Kaum zu glauben, was für ein Aufwand in der senkrechten Wand hier getrieben worden ist, um das Wasser zu den Feldern zu leiten.
Nach den Tunneln beschließen wir bald darauf, die Wanderung hier zu beenden. Es wären noch etwa 2 km bis zum Portela-Pass, wo für geführte Touren dann der Bus wartet. Noch während wir die Tunnel durchqueren, fängt es an zu regnen. Zunächst schützen uns noch die überhängenden Felsen. Doch dann müssen wir hinaus in den Regen. Noch ist es nur ein leichter Niesel, der da fast unmittelbar aus der Wolke fällt. Wie weiße Watte hängt sie im Baumgewirr fest und verschluckt Töne und Licht. Etwa 30 Minuten später und deutlich nach dem hohen, dunklen Spalt erreichen wir die einzige Stelle, an der eine Felsnase etwa 25m von der Levada weg ein Ausweichen erlaubt. Ohne Sicht und im Niesel setzen wir uns dort hin: Wir wollen endlich etwas essen. Doch die Pause währt nicht lange. Selbst die dreisten Maderiafinken können uns nicht halten. Es fängt richtig an zu regnen und wir werden naß. Also müssen wir wieder loß. Und dieses Mal regnet es richtig. Ausdauernd werden wir die kommenden zwei Stunden richtig feucht. Es schüttet außerhalb des Lorbeerwaldes, was uns innen einen reichlichen Segen an dicken Tropfen beschert. Wir beeilen uns, denn die kleinen Regenschirme halten nur wenig mehr als den Kopf trocken. Bald schon sind die Jackenärmel naß und von der Hose braucht man gar nicht erst zu reden. Wie ein stets gleichweit entfernter Wasserfall rauscht der Regen auf das Blätterdach hernieder. Kaum zu glauben, dass es zur gleichen Zeit auf der anderen Seite des Gebirges in Funchal schönes Wetter gibt.
Da wir die Tour einfach wieder zurück gehen, bedarf es keiner weiteren Wegbeschreibung. Dass die Farne heller leuchten und die Moose sich begeistert voll saugen an der Nässe, dies alles mögen spätere Wanderer lieber nicht nochmals erleben.
Die Tour bis zu den Tunneln ist etwa 16km (hin und zurück) lang und man braucht knapp 5 Stunden insgesamt. Sie ist wegen des urwüchsigen Wald sehr schön, stellenweise aber etwas eintönig. Allerdings kommen immer rechtzeitig wieder „spannendere“ Stellen. Die neu eingebaute Betonrinne ist nicht besonders schön und eben nur zweckmäßig. Wie alle Levadas sehr eben und gut zu gehen. |