Lößhohlgassenweg


Einen Großteil des Kaiserstuhls bedeckt eine leichte, lockere "Gesteinsmasse", der Löß. Über die Jahrhunderte haben sich tiefe Hohlgassen in diese Bedeckung des vulkansichen Grundsockels gegraben. Heute sind nur noch wenige dieser alten Wege übrig. Dieser Wanderweg verbindet in lockerer Weise einige schöne Lößhohlwege miteinander und ist dabei nie wirklich anstrengend. Sehr lohnende Wanderung durch Weinbau, Wald und Wiese. (10km, 320 Höhenmeter)

Da es im Dorfinneren nicht sehr viele Parkplätze gibt, parken wir am westlichen Ortseingang (Platz für 4-5 Autos; Im Riedgarten; von Vogtsburg kommend).
Der Löshohlwegepfad verläuft durch das Dorf und erreicht beim Weingut Hauser-Bühler die Hauptstrasse. Hier steht ein Informationsschild über den Bienenfresserweg und eben den Weg, den wir heute wandern wollen.
Gut ausgeschildert geht es über die Hauptstrasse hinweg nach Osten Richtung Eichgasse.

Am Ende des Dorfes biegt der Weg scharf nach links ab. Zwischen zwei 15 Meter hohen Lösssteilwänden beginnt die Eichgasse. Sie ist eine der wenigen Lösshohlwege, die nicht den Flurbereinigungen in den 70iger und 80iger Jahren zum Opfer fiel (damals wurden etwa 80% der Hohlwege entfernt).
In einer scharfen Kurve geht es weiter zwischen Lösswänden entlang.

In den Wänden sind kleine Keller eingegraben - in früheren Zeiten mögen diese zum Kühlhalten gedient haben. Die Wände der Gassen haben, je nach Sonnenstand, ganz unterschiedliche Temperaturen. Im Sommer erreichen die Böden bis zu 65°C, die Schattenseite bleibt lange erheblich kühler. So bilden sich zum Teil auf engstem Raum unterschiedlichste Pflanzengemeinschaften aus.
An sonnigen Ecken huschen blau-grüne Smaragdeidechsen durch das Gras. Als wechselwarme Tiere sind sie an sonnigen Tagen besonders schnell.

Am oberen Ende der Eichgasse angekommen, folgen wir kurz einer betonierten Weinbergstrasse an einer Hütte vorbei nach oben.
Der Weg verschwindet alsbald im Wald. Hier geht es sehr deutlich bergauf. Doch kurze Zeit später tritt man auf einen ebenen Platz hinaus in die Sonne. Ein Schutzhütte und mehrere Bänke laden dazu ein, die tolle Aussicht zu genießen. Bickensohl zu Füssen erkennt man das große Maß an Landschaftsumformung, das über die im letzten Jahrhundert hier erfolgte. Terrassen und Stufen so weit man blicken kann. Schon die Römer brachten den Weinbau in den Kaiserstuhl.
Das in den Tälern heute anders wie früher keine Streuostwiesen zu finden sind, liegt eher an dem Wohlstand, der in den letzten 50 Jahren dazu geführt hat, dass Weinbau bevorzugt wird.

Von der Hütte aus geht es nahezu eben am Waldrand entlang.
Vorbei an einer weiteren Bank treten wir wieder in den Wald ein. Bis auf eine kurze Steigung bleibt der Weg angenehm. Am Abzweig zum Neunlindenturm bzw. Lenzenberg biegen wir sofort wieder ab und gehen nun in einen Waldlößweg hinein.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden viele ehemals bewirtschaftete Flächen offen gelassen. So konnte der Wald diese Terrassen wieder zurück erobern und übrig blieben nur die Waldhohlwege.

Am Waldrand gibt es erneut eine Aussichtsbank. Gerade aus führt der Weg nun hinein in die Terrassen des Weinanbaus auf dem Hallbuck.
In einem Seitental geht es hinunter bis fast nach Bickensohl und die Eichgasse. Doch kurz vorher biegen wir links ab und erklimmen die nächste Weinbergterrasse mittels eines schmalen Pfades mit Geländer. Oben findet sich die Ensentalhütte mit schöner Aussichtsbank und kleinem Fussballplatz.

Nun beginnt ein sehr schöner Waldhohlweg. Steile Wände geleiten einen hinauf auf einen Sattel mit einem schönen Parkplatz. Und hervorragender Aussicht auf einen Teil der Vogesen und vor allem auf Bickensohl und den Totenkopf darüber. Von hier aus sehen wir unsere gesamte bisherige Wanderrunde, die uns tatsächlich einmal rund um Bickensohl führt.

Auf der Südseite des Bitzenberges führt uns der Wanderweg eben bis zu der nächsten Lößhohlgasse. An dessen oberen Ende nochmals ein sehr schöner Rastplatz mit Bänken.
Die nun folgende Blachengasse hinab zur Straße ist mit Lochsteinen gegen eine weitere Vertiefung geschützt. Doch gelegentlich brechen dennoch Stücke der lockeren Wände herab. Die Gasse wird schon seit dem frühen Mittelalter verwendet.

Über die Verbindungsstrasse nach Achkarren hinweg geht es eben weiter bis zu dem Wendepunkt der Tour. Durch dichten Wald geht es auf schmalem Pfad hinab ins Tal von Bickensohl. Keine fünf Minuten später steht man unten und sieht nun schon bald das Ende der Tour am Ortseingang.


Über das "Gestein" Löß

Der weiße, sehr leichte und staubfeine Löß ist im Kaiserstuhl allgegenwärtig. Heftige Vulkanausbrüche schufen vor etlichen Millionen Jahren die Erhebungen Tunisberg und Kaiserstuhl (besonders gut zu sehen in Sasbach). In der Folge wurde der feine Gesteinsmehl aus dem Schotter in der Rheinebene hier angeweht. Die Gletscher der Eiszeiten leisteten dabei einen Großteil der Arbeit und füllten den Rheingraben fast vier Kilometer hoch auf mit Geröll aus den Alpen.
Der staubfeine Löß lagerte sich im Windschatten der Vulkanerhebungen bis zu 30m hoch ab. Die Menschen formten in den vergangenen Jahrhunderte aus dem verfestigten Gesteinsmehl terrassenförmige Anbauflächen für Wein und auch Tabak. Und die Zuwege dazu wurden immer und immer wieder benutzt und gruben sich mit der Zeit in das weiche Sediment ein.
Auf diese Weise entstanden tiefe Schluchten mit meist fast senkrechten Wänden in dem Löß: Die Lößhohlgassen.

Löß besteht zu etwa 50% aus Quarz. Der Rest ist ein buntes Gemisch aus Kalk, Feldspat, Glimmer und allerlei anderen Mineralien. Diese Mischung ist sehr nährstoffreich und kann gut Wasser binden - zwei Voraussetzungen für die guten Weine aus dem Kaiserstuhl, dessen Boden sich an heissen Sommertagen bis auf 65 Grad Celsius aufwärmen kann.

 
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