Die Cuevas Blancas
Eine eindrucksvolle Eingehtour im trockeneren, westlichen Teil der Insel mit einigen alpinen Einlagen - bei Nebel keinesfalls gehen, ansonsten leicht zu finden, aber unmarkiert (8km, 350 Höhenmeter)
Strahlend blauer Himmel hat sich breit gemacht, nachdem am Vorabend dicke Wolken den Verdacht aufkommen ließen, es würde erneut regnen.
Aus Hermigua heraus geht es wie gewohnt steil bergauf Richtung San Sebastian. Ein langer Tunnel erleichtert das Durchqueren des Gebirges gefolgt von etlichen kürzeren Tunneln.
Kommt man von San Sebastian, so biegt etwa 300m vor dem ersten Tunnel (von Hermigua aus der letzte Tunnel) eine zunächst unbefestigt scheinende Strasse rechts ab (von Hermigua aus links). In einem Bogen überquert man ein Bachbett und fährt dann auf einer sehr gut hergerichteten, schmalen Bergstraße steil hinauf.
Abenteuerlich schlängelt sich die Straße eng angeschmiegt an die kahlen, schroffen Lavafelsen, während sie rasch an Höhe gewinnt. Atemberaubend die Tiefblicke hinunter nach San Sebastian und die Zufahrtstraße.
Man mag nicht daran denken, dass auf dieser engen Straße Gegenverkehr kommt.
Schließlich erreicht man das Ende des Anstieges. Rechts liegt ein Bergrücken mit deutlichen Farbbändern in seiner Flanke. Ein kleiner Parkplatz für zwei Fahrzeuge liegt auf dem Sattel, von dem aus die Straße eben weiter nach Westen zieht.
An dieser Stelle quert der PR LG 1 Weitwanderweg die Straße. Die Wanderung startet hier und kurz folgt man diesem Richtung San Sebastian.
Da, wo erneut ein Wanderschild steht (ca. 100m), steigt man nicht rechts an Richtung San Sebastian, sondern geht in etwa gerade aus weiter. Kurz darauf sieht man die Reste des Stangenweges (linke Flanke des Gebirgskammes mit Tiefblick in den Barranco de Majona).
An sich schön gedacht, hat die Wegsicherung jeglichen Nutzen verloren und liegt überwiegend in der Steilwand. Nahezu senkrecht fällt der Fels neben dem Wanderer in die Tiefe, doch ist der Weg ausreichend breit und der Fels angenehm griffig. Wer in den Alpen Wanderpfade im Fels nutzt, braucht hier keine Angst zu haben.
So geht es etwa 1,5 km lang mal durch Pinienwald und mal hart am Fels entlang nach Osten. Da es keinen weiteren Weg gibt, kann man nicht fehl gehen.
Schließlich erreicht man die Passhöhe und eine ganz andere Landschaft öffnet sich vor einem.
Einer flachen Mulde gleich liegt ein Tal vor einem, völlig ausgetrocknet und doch ehemals landwirtschaftlich genutzt. Nur einige Palmen und Agaven überleben in der Steinwüste.
Der Weg bleibt nun weitgehend am Kamm (rechtseitig) und bald sind zwei alte Häuser mit eingefallenem Dach erreicht. Die alte Casa lädt zu einer kurzen Rast ein, denn markant ragt der Teide gegenüber auf.
Nach den Häuser geht es leicht bergab (Felsstufen) und dann zu einem Dreschplatz (Wegmarkierung: Grüne Flecken oder grüner Pfeil).
Eine deutlich sichtbare Wegspur durchquert immer geradeaus ein weißes Tuffsteinband.
Man erreicht bei einigen Palmen zwei Steinmänner (ein schräger und ein kleinerer). Hier muß man aufpassen und leicht links (etwa 15°) nach oben gehen. Mit wenigen Höhenmetern erreicht man eine ausgedehnte Hochfläche, die noch deutliche Spuren von Feldterrassen trägt. Links auf der Anhöhe stehen etliche Steinmänner, die aber unbeachtet bleiben.
An sonnigen oder windigen Tagen ist die Querung der Hochfläche unangenehm. Doch gerade aus erhebt sich der nicht allzu hohe, bunt-braune Höhlenberg und leitet einen.
Am Fuß des kleinen Berges angekommen folgen wir links einer deutlichen Wegspur, die durch rötlichen Tuff führt. Immer wieder atemberaubende Tiefblicke in den Barranco links von uns.
Leicht fällt der Weg im weichen Tuffband ab, das erste Auswaschungen zeigt.
In leichtem Bogen umrundet man den Berg und trifft auf der Rückseite auf eine weite Hochfläche.
Eine Wasserleitung führt uns etwas absteigend über sanfte Felsstufen westlich hinab zu dem Casas de Cuevas Blancas.
Die Gebäudegruppe zeigt deutliche Spuren des Verfalls. Einzig ein Haus wird wohl instand gehalten und ist verschlossen. Strahlend hell leuchtet das weiße Tuffband in der glühenden Sonne. Überall drum herum nur Trockenheit, selbst die Palmen sehen mitgenommen aus.
Der Weiterweg führt entlang des weißen und roten Gesteinsbandes an den Häusern vorbei Richtung Höhlenberg. Deutlich sichtbar ist das schräg absteigende Gesteinsband, dessen unteren rechten Rand wir anpeilen.
Entlang des Tuffbandes reihen sich etliche Aushöhlungen. Mal für Menschen, meist aber für Ziegen gemacht. An einem heißen Sonnentag wie heute eine willkommene Möglichkeit, im Schatten einer Felshöhle die Aussicht auf Teide und das Meer zu genießen.
Fast aus der Urzeit scheint diese Landschaft zu stammen. Sehr steil hat sich das Wasser in die bröckeligen Lavawände eingegraben, die keinen Waldwuchs zulassen. Viel zu karg und trocken sind die Felsen.
Oberhalb des roten Bandes geht es bequem eben bis zur Querung des Taleinschnittes. Gegenüber steigt der Weg wieder an und wirkt bald erstaunlich gut ausgebaut. Mit viel Mühe wurde hier ein breiter Weg geschaffen von Nirgendwo nach Nirgendwo. Denn ausgezeichnet ist der Weg nicht - bei Nebel ist schon nach dem Dreschplatz nahezu jede Orientierung unmöglich. Hier in den senkrechten Flanken mit dem eintönig-bunten Lavagestein ist Nebel nahezu das aus.
Unterhalb einer senkrechten Felswand mit langen Bartflechten erreicht man einen kleinen Sattel. Kurz danach verliert sich der gerade aus weiterlaufende Weg in einer steilen Felsrippe.
Richtung San Sebastian öffnet sich ein Tal mit etlichen Palmen. Wir aber wenden uns scharf nach rechts und folgen der Kammkante bergauf. Oberhalb der gerade weiter unten gequerten Felswand steigt etwa 5-10 min lang der kaum sichtbare Pfad steil an. Einige kleine Steinmänner erleichtern die Orientierung.
Oberhalb einer bunten Felsstufe mit Säulenkakteen wird der Weg wieder ebener und deutlich sichtbar. Wir steigen nun bequem wieder hinauf zur Hochebene, über die wir gekommen sind.
Der Rückweg ist der gleiche wie der Hinweg, nur das nun das Licht anders steht. Vorbei an den beiden alten Häusern geht es wieder in die Steilwand. Nun immer rechts haltend queren wir mit Hilfe des Stangenweges dies und gelangen alsbald wieder zurück zum Auto.
Eine schöne Tour, die dennoch erstaunlich anstrengend ist bei Sonne und Sturm. Aber sehr lohnend, denn die Landschaft ist atemberaubend. Und die Hütten bei den Weißen Höhlen vermitteln einen Eindruck, wie kärglich das Leben hier oben gewesen sein muß.
Dass die ausgedehnten Anbauflächen so übel aussehen, läßt vermuten, daß die Trockenheit schon länger Landwirtschaft unmöglich macht.
Der Weg ist bis auf die Stelle nach dem Dreschplatz und an der Kammkante entlang gut zu finden. Mit etwas Orientierungssinn ist das aber kein Problem.
Streckenlänge 8km, Anstieg 350 Hm
Der anschließende Abstecher in den Nationalpark von Garajonay eröffnet dagegen ein ganz anderes Bild von der Insel. Dichter Wald und üppige Vegetation, blühende Pflanzen und feuchte Böden lassen einen die kahle Vulkanlandschaft der Wanderung vergessen. Lange Bartflechten vertiefen den Eindruck, durch einen Urwald zu fahren - ganz im Gegensatz zur wüstenhaften Landschaft der heutigen Wanderung.
Auf einem gepflasterten Weg erreicht man nach 3 Kilometer El Cedro. Inmitten des dichten Waldes liegt die kleine Ansiedlung am kleinen Bach, der weiter unten den größten (und wahrscheinlich einzigen ständig fließenden) Wasserfall von Gomera bildet.
Das Restaurant am Campingplatz ist zwar einfach, aber das Essen schmeckt.
Erneut zieht sich das Wetter zu und dicke Wolken hängen über Hermigua. Man könnte meinen, es würde bald regnen, doch das ersehnte Nass bleibt nur im Nebelwald hängen.