Der Morgen beginnt dieses Mal mit Nieselregen im Talkessel von Curral das Freiras. Wir planen mal wieder um und schauen nach einer Wanderung an der Südküste statt in den Bergen. Bei Ponta da Sol gibt es eine Rundwanderung über zwei Levadas. Das wollen wir heute machen. Der Ausgangspunkt der Wanderung liegt im oberen Ortsteil Lomabada da Ponte do Sol bei der Kirche Capela do Esmeraldo. Die Ausschilderung zu den Levadas ist etwas dürftig. Direkt an der Kirche kann man parken. Und dort ist auch die ehemalige Mühle. Die Levada kommt daher auf Stelzen. Das Wasser fällt in einen Steinturm, aus dem dann die Mühle gespeist wurde. Das Gebäude ist allerdings meist verschlossen. Direkt neben bzw. hinter der Kirche beginnt die Levada. Im Mai 2010 war sie noch gesperrt wegen Bauarbeiten. Wir gehen sie aber dennoch. Etwa 200m nach dem Einstieg zweigt rechts eine steile Treppe ab hinauf zur Straße. Dies ist der Abzweig zur Levada Nova. Wir steigen die Straße bergan. An der Stelle, wo sie in eine leichte Rechtskurve übergeht, steigen wir einen Fußweg zwischen Häusern gerade aus weiter hoch. Direkt nach einem gepflegten Haus biegt links ein Weg ab. Da die Levada hier mit Betonplatten abgedeckt ist, kann man die Stelle leicht verpassen. Es fehlt gänzlich an Ausschilderung. Aber wenn man diese Stelle erreicht hat, ist der Weiterweg nicht mehr zu verpassen. Zunächst geht es bequem an kleinen Feldern vorbei. Kaum zu glauben, wie wenig wohl zur Selbstversorgung ausreicht. Bald schon hat man einen herrlichen Blick ins Tal hinein. Komplett von Wald überwuchert fallen die Talwände steil ins Schotterbett hinab. Etwas unterhalb sieht man die zweite Levada, die man später zur Rückkehr zum Ausgangspunkt nutzt. Zunächst bleibt es bequem und der Weg immer schön breit. Unter einem Efeu-Überhang wird es etwas nass, denn Wasser tropft permanent die Wand herab und trifft auch den Weg.
Wie bei einer waagrechten Levada üblich geht es in jede kleine Nische des Hangs hinein. Immer wieder sieht man die Spuren des herabstürzenden Wassers und die Levada ist an verschiedenen Punkten repariert. Dass stellenweise der Pfad nur noch so schmal wie die Wandstärke der Betonrinne ist, wird gewiß zu einem späteren Zeitpunkt wieder geändert. Da die Levada kein Wasser führt, können wir gelegentlich in der Rinne entlang gehen.
Schließlich erreichen wir einen schnurgeraden Tunnel (auch ohne Taschenlampe machbar). Der Weg daneben ist angenehm breit. Nur die Decke ist gelegentlich etwas niedrig. Am Ende des Tunnels hört man schon das Rauschen eines Wasserfalls. Und dann steht man auf einem Balkon und schaut auf einen schönen Wasserfall, der sich schon weit in das weiche Lavagestein gefräst hat. Provisorisch ist ein Gestell mit einer Folie über die Levada und damit unseren Weg gespannt. Leider sind erhebliche Risse darin und so strömt doch viel Wasser auch unter die Plane. Wir müssen uns beeilen, nicht zu naß zu werden bei der „Durchquerung“ des Wasserfalls. Nur wenige |
Meter weiter knickt das Nebental ab und man ist schon wieder heraus aus dem Kessel. Langsam aber sicher nähert sich der Talboden nun. Bald ist das Ende der Levada erreicht. Vier Schubkarren stehen hier wie geparkt. Fünf Arbeiter betonieren heftig gegen die Zerstörung an. Kaum zu glauben, dass sie die 5 Kilometer mit Schubkarren voll mit jeweils 100kg Zement gelaufen sind. Wir aber kehren um und laufen etwa 300m zurück. An einer schwach ausgeprägten Bergrippe geht ein wirklich unscheinbarer Pfad steil bergab. Ganz grob kann man sagen: Kurz bevor man wieder in den Kessel hinein geht ist man schon zu weit. Wir steigen ab und kommen am zerstörten Ende der Mühlenlevada heraus. Hier kann man über dem rauschenden Wasser eine Pause einlegen. Als nächstes erreicht man das untere Ende der Schlucht, die wir zuvor unter dem Wasserfall hindurch gequert haben. Hier wird im Mai 2010 auch sehr intensiv instand gesetzt. Wir gehen die Levada weiter talauswärts. Noch zweimal treffen wir auf Bautrupps. Vor allem an einer Abrutschstelle kann man sehen, wie heftig die Zerstörung war. Ein großes Stück der Levada-Rinne fehlt gänzlich. Das herunter rinnende Wasser läßt alles im Schlamm versinken, was die Instandsetzung erschwert.
Die untere Levada ist weniger exponiert und ist komplett mit einem Geländer gesichert. Auf Dauer wird wohl auch die Levada Nova mit Geländer ausgerüstet werden – nicht wirklich notwendig und etwas unpassend. Wir schlängeln uns Richtung Meer die Hänge entlang. Immer wieder einmal beeindruckt die feuchtigkeitsliebende Pflanzenmenge an den senkrechten Wänden über der kleinen Rinne. Nach einer scharfen Kurve sind wir wieder im offeneren Teil des Tals. Nun kann man in der Ferne schon die Kirche sehen, an der unser Auto steht. Doch bis dahin geht es noch durch herrliche Natur, entlang von Trockenmauern mit Hunderten von Mauereidechsen und an einigen kleineren Wasserfällen vorbei. Kurz vor dem Dorf finden sich wieder Feldchen mit Kohl, Paprika, Bananenstauden und vor allem Kartoffeln. Schließlich ist man wieder in Lomabada und bei der Kirche.
Wir fahren hinunter nach Ponta do Sol und über die alte Küstenstraße (Tunnel unmittelbar an der Uferstraße) Richtung Westen. Nach zwei Tunneln kommt eine Stelle, an der ein Wasserfall im weiten Bogen auf die Straße fällt. Hier kann man eine herrliche Dusch fürs Auto nehmen – oder auch für sich selbst. Allerdings haben wir nur etwas unter 20°C und verzichten daher auf die Dusche ohne Autodach.
Zu Abend essen wir in Punta do Sol und zwar auf dem Balkon des Restaurants oberhalb der Hafenmole. Bei herrlichem Sonnenschein können wir uns wieder aufwärmen.
Dann geht es wieder Richtung Osten und am Ribeira Brava über den Rapido nach Funchal zurück. In den Bergen ist das Wetter bedrückend schlecht. Wir haben aber Glück und können 10 Minuten im Sonnenschein auf dem Balkon sitzen. Dann müssen wir wieder in das leider stets kalte, unbeheizte Zimmer zurück.
Die Tour ist nur 10km lang, beeindruckt aber durch die Tiefblicke, den Wasserfallkessel und die zwei Levadas. Die obere Levada war 2010 ohne Geländer und daher etwas exponiert – aber gut zu gehen. |