23.06.09 Fanestal, Ponte Alto, Klettersteig Giovan
23.06.09 Fanestal, Ponte Alto, Klettersteig Giovanni Barbara (ggf. auch als Wanderung)
Ein ganz leichter, lohnender Klettersteig “falschherum” – in einer tiefe Schlucht hinein
Der Morgen beginnt bedeckt. Die hohen Berge haben Wolkenfahnen, darüber wölbt sich ein grauer Einerlei.
Wir fahren erst gegen 9.15 Uhr los. Heute stehen auf dem Tacho genau 30.000 km beim Start.
Die Abkürzung über die schmale Straße am Refugio Ghedina vorbei hinunter nach Fiames klappt nicht. Etwa nach 3 km ist sie gesperrt. Also doch zurück und hinunter nach Cortina. Der SS 51 folgen wir etwa 7 km nach Norden bis zur ersten ganz scharfen Kehre. Hier gibt es einen großen Parkplatz. Da wir höher sind als 2,45m, müssen wir hier parken und können nicht die schmale Nebenstraße unten im Fanestal nehmen.
Direkt vom Parkplatz geht es rot-weiß markiert hinab ins Tal des Rio Fanes. Nach knapp 80m Abstieg durch Wald steht man auf der betonierten Straße. Die ehemalige Militärstraße verbindet das Gebiet bei Rif. Pederú (St. Vigili) mit Cortina.
Es sei gleich eines gesagt: Die Brücke unterhalb des Faneswasserfalls war nicht vorhanden und der Aufstieg rechts des Wasserfalls wurde durch eine etwa 6m hohe Schneewand versperrt!
Nur kurz ist das Wegstück, bis links eine Brücke über den Bach auftaucht. Kurz davor biegen wir rechts in einen schönen Weg ab Richtung „Belvedere“. Er steigt etwa 50 m an um dann weitgehend eben oberhalb des Baches zu verlaufen. Ein paar größere Schuttrinnen sind zu queren. Dann erfolgt ein letzter Aufstieg zu dem ersten Aussichtsplatz. Doch nur einige Meter weiter hinauf erreicht man ein kleines Plätzchen, nur ein Dreieck mit Zaun und altersschwacher Bank. Aber was für ein Ausblick! Gegenüber, zum Greifen nah, erkennt man in der senkrechten Wand die beiden Felsbänder. Eines davon führt schräg hinunter ins Tal, dass andere verläuft waagrecht bis zum Wasserfall. Der stürzt hier über eine Kante herab, so dass man darunter entlang gehen kann. Danach folgt ein etwa 40m hoher Fall hinab in den felsigen Talgrund.
Wir steigen in der Spalte neben diesem Aussichtpunkt ab. Kunstvoll ist die steile Rinne mit querliegenden Baumstämmen abgesichert. Sonst wäre der Abstieg wohl auch ziemlich haarig. Auch so geht es bedrohlich steil über dem rauschenden Abgrund entlang. Der Pfad windet sich unter senkrechter Wand entlang, eine kleine Quelle ist gefasst und lädt zum Trinken ein. Das Wasser schmeckt.
Dann erreichen wir fast den Talgrund. Der Weiterweg ist teilweise mit Seil gesichert. Allerdings bricht der Pfad stellenweise arg zum Bach hin ab.
Ich gehe noch ganz bis vorne hin zum Wasserfall. Gischt durchnässt einen rasch. Ein feuchtes Holzschild zeigt hinüber zur anderen Seite. Leider fehlt die Brücke, um den rauschenden Bach zu überqueren und den Einstieg zum unteren Klettersteig zu erreichen.
Und auch der obere Klettersteig ist nicht zu erreichen. Eine etwa 6m hohe, überhängende Schneewand versperrt definitiv den Weiterweg in der kleinen Seitenschlucht.
Uns bleibt nichts anderes übrig als wieder aufzusteigen. Rasch sind die etwa 80 Höhenmeter wieder überwunden – steil genug geht es ja hinauf.
Es beginnt leider zu nieseln. Dennoch sitzen wir fast eine Stunde auf der Bank am Belvedere. Drüben, auf der anderen Schluchtseite passiert nämlich ständig etwas. Einige wagen es sogar, unter dem Wasserfall hindurch zu gehen. Allerdings beeilen sich alle, wieder aus der Gischt zu kommen. Und alle kommen früher oder später wieder zurück. Es gibt kein Durchkommen hinab ins Val Travernanzes.
So müssen auch wir wieder umkehren. Der liebliche Weg führt uns wieder zurück zur Talstraße. Hier überqueren wir die Brücke und steigen gegenüber die etwa 120 Höhenmeter hinauf zur Ponte Alto. Die Straße ist breit und gepflegt. Zwei massive Schneisen im Bergwald zeigen an, wo Lawinen diesen Winter herab kamen. Noch immer ist das wüste Baumgewirr hier unten durch Schnee miteinander verbacken.
Ponte Alto überspannt ein nur etwa 10m breiten Spalt. Der aber ist etwa 80 m tief. Ewig weit scheint der Schluchtboden entfernt zu sein von den Gipfeln der Cima Formenton, einem 2830m hohen Vorgipfel der Tofane di Dentro. Doch der Blick hinauf ist meist von Regenschleiern verdeckt.
So wenden wir uns näheren Abenteuern zu. Wir steigen auf das obere Felsband und laufen bequem auch ohne Seilsicherung auf dem Felspfad bis zum Wasserfall. Ohrenbetäubend donnert das Wasser in das kleine Becken. Einige weitere Wanderer geben uns die Gelegenheit, das „Hintersteigen“ des Wasserfalls mehrfach zu fotografieren und zu filmen.
Leider beginnt es nun noch mehr zu regnen. Angesichts der noch zu erwandernden 250-300 Höhenmeter, um zu dem zweiten Klettersteig zu gelangen, verzichten wir darauf. Wir werden eh schon nass und bei so Wetter einen Klettersteig zu machen ist gefährlich. Also trotten wir wieder hinab zur Brücke über den Rio Fanes. Die Berge rundherum stecken nun gänzlich in den Wolken.
Auch wenn es heute grau in grau ist, muss man beiden Zustiegen zugestehen, dass Sie durch einen sehr schönen Bergwald führen. Teufelskrallen sind hier besonders häufig.
Zurück auf der betonierten Straße folgen wir ihr etwa 300m weiter bis zu zwei Brücken, an denen der Weg hinauf zum Parkplatz wieder abzweigt. Schnell sind die 80 m überwunden und das Auto erreicht. Mittlerweile regnet es intensiv. Einige Wanderer müssen unter den Bäumen Zuflucht suchen bis sie ein Bergtaxi abholt. Sie haben die Fanesgruppe komplett durchwandert.
Bei strömendem Regen fahren wir Richtung Nordosten, um nach Misurina zu gelangen. Kurz davor finden wir einen schönen Platz etwas oberhalb der Straße und einigen Fangnetzen bzw. Geröllsperren. Der Blick geht hinauf zum Croda Rossa, dessen Gipfel aber meistens von einer Wolke verdeckt wird. Genau auf dem Gipfel geht diffus die Sonne unter. Noch ein ganzes Weilchen wird die gegenüberliegende Cadinigruppe von leuchtenden Sonnenbändern gestreift. Dann bleiben nur noch dunkle Wolken über und die Nacht beginnt.
Wir hoffen, dass Morgen das Wetter besser ist, denn entweder steht Paternkofel oder Drei-Zinnen-Umrundung auf dem Plan.