06.07.2010 Aufstieg vom Aussichtsplatz Trollsteig
Der Morgen begrüßt uns mit geschlossener Wolkendecke. Eigentlich soll ja das Wetter besser werden, aber was davon merken tut man kaum.
So fahren wir von unserem Wiesenplatz die wenigen Kilometer durchs Isterdalen bis zum Trollstieg, dem Anfang der Golden Route hinüber zum Geirangerfjord.
Der Wasserfall, der die Reihe der Serpentinen zweiteilt, rauscht mächtig die steile Felsspalte hinab.
Noch immer bewunderswert, was hier die Straßenbauingenieure geschaffen haben. Der Ausbau ist allerdings heute in einem weitaus besseren Zustand als vor 14 Jahren. Die Kehren sind verbreitert und so fällt es auch Bussen leicht, hier entlang zu fahren.
Spitzkehre um Spitzkehre windet sich die Straße von Meereshöhe hinauf auf etwa 700m.
Juli 2010 und am neuen Visitorcenter wird massiv gebaut. Noch ist nicht ganz genau vorstellbar, wie das mal aussehen soll. Aber es scheint einen Teich zu geben mit einem supermodernen Glasbau dahinter. Die beiden Aussichtsplattformen sind bereits fertig und bieten dem Normalbürger einen schnellen Ausblick auf die Straße und das Tal Isterdalen zum Trollstieg.
Wir folgen vom Parkplatz aus dem Weg zur unteren Aussichtsplattform – immer dem Betonweg mit Geländer nach. Genau an der Stelle, an der dieser Weg nach unten zur Plattform abknickt geht es rechts hinauf. Vielleicht liegt noch der Stein mit dem Roten T dort.
Es geht über glatt geschliffene Felsen etwa 20m hinauf. Ein großer Steinmann markiert die richtige Stelle.
Nun geht es mit Blick zum zweiten, hinteren Wasserfall in Richtung einer deutlich sichtbaren Senke. Zunächst führt der Weg entlang eines Baumaschinenwegs.
Relativ bald nach dem großen Steinmann kann man nach vorne an die abgerundete Felskante gehen und die extravagante Aussichtsplattform von oben betrachten.
Wir gehen immer weiter Richtung rauschen Bach. Heute überqueren wir hier unser erstes Schneefeld.
An einem großen Felsklotz biegt der Weg nach oben hin ab. Immer parallel zum Bach doch nie näher als 10m führt der Trampelpfad nach oben.
Nach 150 Höhenmetern hat man den Ausfluß des Stigbotnvatnet erreicht. Da noch reichlich Schnee liegt, können wir uns den Weg weitgehend selbst aussuchen. Deswegen biegen wir wohl auch zu früh ab.
Grob kann man die Richtung aber abschätzen. An einem besonders großen Steinmann biegt der Weg nach links ab und geht in Richtung der links oberhalb des Sees liegenden Senke. Ohne Schnee wird man noch ein wenig dem rechten Ufer des Baches folgen, um ihn dann an einer geeigneten Stelle zu überqueren.
Nun geht es auf den Geröllhang unter der weiten Senke zu.
Wir überqueren mehrere Schneefelder, wobei der Schnee stellenweise nicht mehr trägt und man immer wieder bis zur Hüfte einbricht. Bei den ersten zwei Mal ja noch lustig, dann aber nur noch anstrengend.
Uns begleitet ein kompletter Bus voller Russen, die hier die gleiche Tour machen wie wir. Im Blockmeeranstieg überholen Sie uns jedoch weitgehend.
Linker Hand lassen wir einen eisblauen See hinter uns. Einen heftigen Regenschauer und stürmischen Wind sitzen wir hinter einem dicken Felsklotz aus. Während der Pause mehrt sich der Gedanke, hier umzudrehen. Die Sicht ist ganz stark reduziert und an einen Blick hinunter ins Romsdal ist nicht zu denken.
Doch wie das so im Gebirge ist: Die dunklen Wolken kommen, sie gehen aber oft auch wieder.
Zwischenzeitlich hat uns ein Trupp junger Leute überholt, die alle einen gleichartigen Rucksack tragen. Da werden doch nicht ein paar Basejumper auf dem Weg zum Absprungplatz sein?!
Da sich das Wetter wieder bessert und sogar die Sonne heraus kommt, gehen wir weiter. Bei uns ein angenehmer Weg über Schnee – wenn der weg ist, bleibt wohl ein Geröllfeld übrig.
Bei strahlendem Sonnenschein eile ich zunächst an einem See (rechter Hand) vorbei und dann hinauf zum Sattel. Links daneben setzt eine sehr markante Felsnadel.
Leider springen vier Basejumper lange bevor der Sattel erreicht ist. Doch bei drei weiteren gelingen einige Aufnahmen in der höchsten senkrechten Wand Europas (1800m, davon 1000m lotrecht mit 60m Überhang).
Doch schon allein der Tiefblick hinunter ins Romsdalen lohnt den Aufstieg. Leider sind die Gipfel der Berge von Wolken gekrönt. Dennoch sehr imponierend dieser Tiefblick von über 1000m Fallhöhe.
Die Sonne lockt und ich will vom Kamm oberhalb des Rastplatzes noch auf die andere Talseite sehen. Doch leider zieht sich kurz vor Erreichen des Kamms die Wolkendecke wieder zu. Es sind kaum noch 10m Sicht und ich quere in extrem schrägen Schneefeldern unterhalb der Felsabbrüche den Hang oberhalb des Sees.
Leider hält auch hier die Schneedecke nur selten, was sie verspricht. So wird die Umrundung des Sees zu einem einstündigen Martyrium. Und das ganze ohne Sicht.
Schließlich wird die Sicht wieder etwas besser und ich sehe, wo über das steile Schneefeld der Abstieg gelingt. In der Flanke des Breidtind rutsche ich auf meinem Sitzkissen reichlich erschöpft den nassen Schnee hinunter. Es hatte zwischenzeitlich auch noch geregnet aus der dicken Wolkensuppe.
Weil wir schon reichlich vom Geröll genervt sind, nutzen wir im Abstieg nun jedes verfügbare Schneefeld. Dadurch sind wir bedeutend schneller – auch wenn gelegentlich ein Versacken im weichen Schnee die Schuhe füllt.
Nach dem Geröllfeld und dem Überqueren des Schmelzwasserflusses folgt noch der steile Abstieg durch den Grashang. Schon sind wir wieder unten und besuchen auch noch schnell den unteren Aussichtspunkt. Allerdings ist das Licht mittlerweile ganz ungünstig (optimales Licht vom Aussichtspunkt am frühen Vormittag nur).
Die ganze Tour erfordert rund 900m Anstieg (ohne Extraausflug) und man sollte 5 Stunden ansetzen.
Wir fahren wieder den Trollstigen hinab und nutzen unseren Platz an dem Wiesenrand noch einmal. Das Wetter wird bis zum späten Abend nicht besser und graue Wolken verhindern jegliches Abendrot.