Heute wollen wir an dem längsten Fluß von Maderia entlang wandern. Es sind insgesamt 25km, die man hier entlang der Levada wandern kann – wir werden allerdings nur etwas über 7km in das Tal eintauchen. Morgens ist es wie gewohnt bewölkt. Wir fahren über die Rapido nach Ribeira Brava und dann hinüber nach Sao Vicente. Dann die neue Küstenstraße die Nordküste entlang nach Ribeira Janela und Porto Moniz. Dort steil Richtung Prazeres den Berg hinauf mit toller Sicht auf das Dörfchen am nordwestlichen Ende von Madeira mit den natürlichen Badebecken, die heute von gewaltigen Brechern gefüllt werden. Der Weg zur Levada ist gut ausgeschildert. Ziemlich weit oben Richtung Funchal zweigt die Straße ab. Bald ist man am schön gestalteten Hochspeicher und dem Einstieg zur Levada. Parkplätze sind reichlich vorhanden. Der Wanderweg beginnt äußerst bequem und leitet direkt hinein in einen Eukalyptuswald. Der gepflegte Weg ist zunächst breit genug für Zwei. Nach einem Absetzbecken wird es dann schmäler. Grüne Wände säumen die recht breite Levada, die randvoll mit kristallklarem Wasser ist. Ein erster Aussichtspunkt gibt den Blick frei auf die fantastischen, noch immer bewirtschafteten Terrassen von Ribeira de Janela.
Schon bald erreicht man einen ersten Rastplatz in einem Seitental. Kurz davor überquert man einen Überfluß mit dreieckigen Trittsteinen. Die Zerstörung durch Erdrutsche und umgestürzte Bäume hat auch hier deutliche Spuren hinterlassen. Der Rastplatz ist vollständig unter umgestürzten Baumriesen begraben. Zum Glück wurde schon aufgeräumt, sonst wäre kaum ein Weiterkommen. Kurz darauf queren wir einen kahlen Hang mit sehr breitem Weg. Hier ist eine größere Menge Erde in Bewegung geraten und hat die Levada teilweise zerstört. Jetzt ist sie mit Betonplatten abgedeckt und dadurch besser geschützt.
Nun folgen herrliche Wegpartien in grüner Hölle mit spektakulären Schluchtentälern. Mal rauscht ein kleiner Wasserfall durch einen dunklen Spalt, mal rinnt das Wasser in breiter Front einen steilen Kessel herab. Der Weg ist sehr abwechslungsreich. Immer wieder überragen große Farne den Wasserstrom oder tauchen wir gänzlich in Urwald ein. So üppig hatten wir das Grün noch nicht in diesem Urlaub. Leider hat sich der anfängliche Sonnenschein gänzlich hinter Wolken verzogen. Doch gewinnt das grüne Dickicht dadurch eher an Stimmung.
Nur wenige Wanderer sind unterwegs. Wir sind meistens alleine mit dem leise dahinfließenden Gewässer. Nach etwa 3km erreichen wir den ersten Tunnel. Direkt in einem dunklen Bachtal mit wüstem Durcheinander verschwindet die Levada im Berg. Knapp daneben geht unser Weg durch den Berg. Der schmale Pfad neben der Betonrinne ist nicht sonderlich trocken, aber es lässt sich gut gehen. Ohne Taschenlampe wäre es recht dunkel, allerdings sieht man vom Eingang schon den Ausgang.
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Schon früh hört man ein Rauschen, das zum Ende des Tunnels immer lauter wird. Ja, und dann steht man plötzlich in einem senkrechten Schacht. Halbkreisförmig ist der Berg hier ausgewaschen vom Wasser. Und in der Mitte des Halbkreises stürzt ein kräftiger Wasserfall direkt auf die Levada. Hier würde man reichlich naß, gäbe es nicht ein armseliges Wellblechdach. So bleibt einem die ärgste Nässe erspart. Es bleibt jedoch eine nasse Sache und man beeilt sich, unter dem von stürzendem Wasser arg malträtierten Blech entlang zur anderen Seite des Kessels zu gelangen. Hier beginnt ein zweiter Tunnel, der einen nach einem Knick hinüber bringt zu einem genialen Ausblick auf den Kessel und die Traverse der Levada. Schon toll, was die Kanalbauer hier für einen Aufwand getrieben hat.
Wir gehen noch etwa eine ½ Stunde weiter und passieren ein Wasserwärterhäuschen. Nun folgen noch zwei weitere Tunnel, die beide gut zu gehen sind. Bald darauf denken wir allerdings dann doch ans Umkehren. Schließlich geht der Weg noch etliche Kilometer weiter. Unter einer schaurigen Felswand in einer Falte des Berges setzen wir uns auf die gewölbte Überdachung der Levada. Hier bekommen wir auch 20 Minuten Sonnenschein zugeteilt und haben freien Blick auf das völlig unberührte Tal des Ribeira da Janela. In viele Falten gelegt steigt es vor unseren Augen immer weiter an.
Wir aber kehren an diesem Punkt um. Am Wasserwärterhaus warten zwei Dutzend Madeirafinken auf uns. Dreckfrech belagern sie uns und sitzen sogar auf dem Finger, um an etwas Essbares zu kommen. Da es kein Rundweg gibt, gehen wir auf dem gleichen, kurzweiligen Weg wieder zurück. Erneut tauchen wir in das üppige Grün des Westhanges ein.
Rückfahrt über die Hochfläche (viel, viel Heide). Dieses Mal fast kein Nebel, allerdings viele Wolken knapp über der Hochebene. Kaum was zu sehen an Aussicht. Die Abfahrt nach Prazeres ist sehr uneben mit 2km Kopfsteinpflaster. Wir verstehen, warum es keinen Verkehr hier gibt. In Prazeres nach einer großen Schleife hinunter Richtung Meer und wieder zurück zur Kirche in der dortigen Pizzeria gegessen. Rückfahrt über die hier nicht stark ausgebaute Schnellstraße. Von Madaleria do Mar nach Ponta do Sol dann durch die alten Tunnel nahe am Meer. Uneben, aber spannend. Großer Wasserfall direkt auf die Straße. Ponta do Sol sehr schöner kleiner Ort. Dann wieder viel Tunnel fahren auf der noch nicht vierspurigen Rapido. Ab Ribeira do Brava dann wieder Autobahn zurück nach Funchal. Dort nochmals hoch zum Aussichtspunkt und das Lichtermeer aufgenommen. Mittlerweile ist es schon 21.30 Uhr. Gegen 22.15 Uhr in der Dunkelheit im Hotel angekommen. Nur noch schnell Aufzeichnung machen, dann fallen wir ins Bett. Die Tour ist nicht anstrengend und hat je nach Lust und Laune 14-17km Länge. Auf jeden Fall bis nach dem ersten Tunnel gehen (Kessel), ca. 3,5-4 Std. |