20.06.2011 Ankerlia bei Birtavarre (Wanderung, 15k
20.06.2011 Ankerlia bei Birtavarre
20.06.2011 Ankerlia/Birtavarre, Wanderung, 15km
20.06.2011 Ankerlia bei Birtavarre (Wanderung, 15km, 700 Hm)
Ein trüber Morgen begrüßt uns am Fjord. Dennoch können wir unsere Betten draußen lüften. Dann geht es wieder auf die E6. Wir fahren an Storslett vorbei und verpassen leider die Fähre von Olderdalen nach Lyngeidet um 10 Minuten. Und wie so oft machen die kleinen Fähren über Mittag eine längere Pause. Das läßt unseren Plan platzen, das Lyngendalen auf der anderen Fjordseite zu besuchen. Denn die 100km vom Nachtplatz bis hier her haben eben schon über 2 Stunden gedauert und es ist mitterlweile fast 12.00 Uhr. Man kommt auf diesen Straßen einfach nicht schnell vorwärts.
In Storslett hatten wir im Touristbüro erfragt, was eine Bootsfahrt auf der Reisa zum Mollisfossen kostet: Wenn nur zwei mitfahren, dann 1200 NOK. Das ist uns für die 50km weite Fahrt ins Tal hinein denn doch zu viel Aufwand.
Also beschließen wir, in Birtavarre ins Kafjordalen zu fahren. Nach einigen Kilometern befestigter Straße geht es unbefestigt weiter. Die Straße hat zwar viele Schlaglöcher, aber ist dennoch gut zu befahren.
Wir fahren nach Ankerlia. Das ist ein altes Minengebiet, in dem man Kupfer gewonnen hat. Überall in dem Tal gibt es Überreste der Gebäude und Gerätschaften. Etliche Stollen sind hier zu finden und technische Einrichtungen wie ein Wasserkraftwerk. Alles wird verbunden miteinander durch Wanderwege. Gleich drei tiefe Schluchten haben sich Bäche hier in den Fels gegraben.
Bald nach der kleinen Stadt steigt die Straße an. Rechts passiert man einen großen Platz, auf dem wohl ein zukünftiger Parkplatz und mutmaßlich auch ein Gebäude gebaut werden. Wir stellen sowieso bald fest, daß die Ausschilderung bei weitem besser ist wie der Zustand der Wege.
Nach einer waghalsigen aber stabilen Brücke über die Goikegorsa geht es bergauf. In einer Kurve verlässt der gut beschilderte Vosseveien die Straße. Der auf der Karte eingezeichnete Parkplatz existiert noch nicht.
Der Weg geht angenehm eben in Richtung des ehemaligen Kraftwerks durch Birkenwald. Deutlich merkt man dem Weg an, daß hier einst schwere Ausrüstungsgegenstände transportiert werden mußten.
Leider sind die Arbeiten an der Hängebrücke bei weitem noch nicht abgeschlossen (geschätzte 4 Wochen Arbeit noch). Allerdings wird ab 2012 kaum ein Weg an Ankerlia vorbei gehen. Die Brücke und der gegenüber liegende Rastplatz vermitteln den optimalsten Eindruck von dem Wasserfall, der in die tiefste Schlucht Nordnorwegens fällt. Sehr beeindruckend…wenn es mal fertig ist.
Wir müssen leider den weiten Umweg über die Paulanhütte 200Hm weiter oben machen. Hier versperrt der rauschende Bach kurz vor der Hütte den Weiterweg und wir müssen über die darüber liegende Schotterstraße umgehen. Nach der wirklich sehr neu wirkenden Hütte geht es in eine erste kleine Schlucht. Auf der Gammle Brua überqueren wir den Bach. Ob diese Brücke in der Form noch lange Bestand hat, darf bezweifelt werden. Das dahinterliegende, sehr steile Schneefeld ist beredtes Zeugnis für die Schneelasten, die hier wirken können.
Wir sind wohl noch zu früh für die Wandersaison und müssen mühevoll das steile Schneefeld emporsteigen. Und ab da beginnt das Dilemma. Der Weg ist spärlich mit Holzpfosten angezeigt. Oft verliert sich der Pfad gänzlich und nur die weißen Plastikschnipsel an Birkenästen oder gelegentliche rote Striche verraten, wo der Weg wohl dereinst einmal sein soll. Zusätzlich ist Schneeschmelze und wir waten durch Feuchtgebiete.
Auffällig sind unzählige Leichname von Lemmingen, die überall herum liegen. Ob die wohl verhungert sind oder erfroren? Weniger auffällig, dafür umso aufdringlicher, sind Myriaden von Schnaken, die sich auch von Mückenabwehrmittel nicht vertreiben lassen.
Nur ein qualmendes Papiertaschentuch hält sie blitzartig auf Distanz – doch so kann man nicht wandern.
Notgedrungener Maßen, aber auch dem heftigen Wind geschuldet, laufen wir dick eingemummelt herum.
Nach Querung von drei Bächen und etlichen Schneefeldern steht mitten in der Wildnis ein hervorragender Hinweispfosten mit drei Schildern. Alle drei Wege sind fast nicht sichtbar.
Die letzten 700m bis zum Utsiktspunkt gestalten sich dann auch mehr als eine Querfeldeinwanderung. Das schneebedeckte Unterholz wartet auf mit Hunderten Fußangeln und bodenlosen Löchern. Das tut meinem geschwollenen und noch schwachen Fuß gar nicht gut.
Aber der Aussichtspunkt an sich hat es in sich. Man hat eine sehr schöne Sicht auf den Wasserfall, der gewiss noch einen Namen erhalten wird. Schäumen stürzt er in eine nicht einsehbare Tiefe. Das wird ein wahnsinniges Erlebnis werden, auf einer Hängebrücke da hinüber zu gehen.
Noch ist der Aussichtspunkt nur ein Platz mit Schild. Das wird sich aber gewissen im Laufe von 2011 noch ändern.
Wir ziehen uns bei Nieselregen und dunkelgrauen Wolken wieder zurück. Außerdem ist es bereits reichlich spät.
An der Paulanhütte vorbei steigen wir zur Straße auf. Dieser müssen wir nun rund 5km bergab folgen. Zwei Abkürzer lassen den eintönigen Trott etwas leichter ertragen. Zur Rechten sieht man ein altes Gebäude und bei dem darüber liegenden, gewaltigen Wasserfall die Mundöffnungen von 4 Schächten. In einer Kurve erfahren wir, warum keine Fahrzeuge hier oben stehen: Eine Schneewehe bedeckt noch den größten Teil der Straße: Hier ist kein Weiterkommen für normale Fahrzeuge.
Es ist 21.00 Uhr, als wir erschöpft am Wagen ankommen. Die Tour ist etwa 15km lang und hat Gegenanstiege, die sich zu über 700Hm aufsummieren.
Übernachten tun wir nur wenige Meter oberhalb des Einstiegs in den Vossenveien auf einem Buckel mit mehreren Feuerstätten. Heute brennt dort allerdings nichts mehr, denn mittlerweile regnet es aus den tiefhängenden, grauen Wolken in Strömen.
Mehr zu Ankerlia: http://www.norwegen-reisebuch.de/html/body_ankerlia.html