23.04.2011 Von El Pilar zum Vulkan Deseada
23.04.2011 Von El Pilar zum Vulkan Deseada
(16km, 830Hm)
Wieder langes Frühstücksgespräch mit dem Vermieter. Spät erst loß – an El Time klare Entscheidung: Calderawanderung heute nicht. Es hängen dicke Wolken über und in dem Talkessel. Aber Richtung Süden über El Paso hinweg ist die Bergkette stellenweise zu sehen. Zwar sind auch da Wolken, aber vielleicht kommt man ja auf dem Weg zu den Vulkanen auf fast 2000m über die Wolken.
Wir wollen es versuchen und fahren durch Los Llanos und El Paso hinauf zum Refugium El Pinar. Die Straße ist bestens ausgeschildert und offensichtlich für größere Besucherströme gedacht als heute. Zwar ist es Feiertag und schon fast 12.00 Uhr, bis wir oben sind, aber kühle Temperaturen und ein kräftiger Wind nebst Wolkenschwaden hält wohl viele von El Pinar ab.
Es geht durch das Freizeitgelände, vorbei an dem Refugium und dann gut ausgeschildert Richtung Los Canarios (GR 131), daß aber noch 17km entfernt liegt. Doch diese 17km haben es in sich. Man passiert oder überquert ein Dutzend Vulkane, die in geschichtlicher Zeit das Aussehen der Insel signifikant verändert haben. So sind die Ergebnisse der vulkanischen Tätigkeit auch noch sehr gut sichtbar und bei weitem nicht überall schon von Pflanzen erobert.
(Alternative: Kurz hinter El Pilar liegt der kleine Parkplat Alta Brenda. Von hieraus der Straße bergauf folgen und dann dem Hinweisschilder zum Pico Birigoyo folgen. Über diesen Weg kommt man auf den Gipfel und kann rückseitig absteigend den hier beschriebenen Weg erreichen. Zusätzlich etwa 250 Hm)
Direkt von El Pilar aus geht es zügig nach oben. Ohne Unterlass muß man stetig nach oben schreiten. Zunächst durch ausgewachsene Pinienwälder, dann am steilen Hang des Birigoyo entlang. Der Weg ist bestens hergerichtet und selbst im dichten Nebel des heutigen Tages nicht zu verfehlen.
Wir müssen den Mirador del Birigoyo (Aussichtspunkt) passieren, ohne die Gelegenheit zu haben, den Blick hinunter zur Küste und hinüber zu den Bergen der Caldera genießen zu können.
Weiter geht es bergan. Oberhalb liegt der eher kahle Steilhang des Vulkans, auf dessen Rückseite wir auf den Abstieg vom Gipfel treffen. Gelegentlich geht es ebener durch Pinienwald, auf teilweise sehr schön angelegtem Weg.
Knapp einen Kilometer folgt man einer anfangs steinigen und steilen Forststraße, biegt dann aber ab und steigt im Wald weiter auf.
Nach einer baumlosen Kammquerung (uns hat der Sturm fast hinunter geblasen. Die wenigen Wanderer waren dick eingemummt, zum Teil mit Handschuhen. Sicht war kein, denn Wolkenfetzen jagten über den Kamm und rüttelten und rissen an der Kleidung. Einzig die Pinien sammelten eifrig mit ihren langen Nadeln die Feuchtigkeit der Wolken, so dass es unter jedem Baum feucht war) mit mutmaßlich fantastischer Fernsicht erreicht man den Mirador del Hoyo Negro. Dieses gewaltige Loch im Hang ist stellenweise tatsächlich pechschwarz. Es muß eine gewaltige Eruption gewesen sein, die hier die senkrechten Wände schuf, die den Kessel einfassen. (Leider sehen wir nur Teile davon und nie das Ganze, denn die Wolkenfetzen hüllen binnen Sekunden immer wieder die Sicht ein)
Um den Auswurfhügel des Hoyo Negro herum erreicht man den Crater del Duraznero. Wir machen an seinem äußersten Rand auf einer Lavastruktur Mittagspause. Nur die wenigen Bäume unmittelbar unter uns sind zu erkennen. Schemenhaft erkennt das suchende Auge die gegenüberliegende Wand dieses gewaltigen Vulkantrichters, dessen Boden mit einem See aus pechschwarzer Lava erfüllt ist. Gegenüber klaffen drei deutlich sichtbare Löcher im Erdboden, aus denen wohl die Lava ausgetreten ist.
Gegen Ende der Mittagspause lichtet es sich plötzlich auf und wir erkennen den Gipfel des Vulkans Deseada. Schnell ist der Plan über Bord geworfen, nun doch endlich umzukehren – die gute Sicht muß ausgenutzt werden. Entlang des weiten Schlundes führt der Weg in einen Sattel. Der rot-weiß markierte Weg geht rechts in eine Senke hinunter. Deutlich sichtbar führt aber auch eine egspur gerade aus in die mit Laver über und über bedeckte Bergflanke.
Keine Pflanze konnte hier bislang Fuß fassen. Glashartes, in der Schmelze erstarrte Gesteinsbrocken bedeckten die steiler werdende Flanke. Am Kraterrand entlang erkennt man vor sich das Ziel der Wanderung. Doch nicht der direkt vor einem liegende Gipfel (Meßpunkt) ist der Wendepunkt, sondern der rechte Gipfel des Kraters (auch hier Betonsäule als Meßpunkt). Hier findet man eine Informationtafel am Mirador del Deseada. Bei gutem Wetter kann man die drei Inseln Teneriffa, La Gomera und El Herrero sehen (wir haben nur kurze den Teide über den Wolken schweben sehen dürfen) sowie die Vulkankette, die sich nach Süden bis zum 1971 ausgebrochenen Teneguia fortsetzt. Insgesamt ein unbeschreiblicher Anblick. Und wer die Muße hat, der kann vom höchsten Punkt der Insel bis hinab zur Südspitze die Vulkankette entlang wandern….weitgehend immer bergab.
Wir aber müssen wieder zurück. Leider wird auch das Wetter wieder viel schlechter. Wolken schrammen dicht über dem Boden entlang und reduzieren gelegentlich die Sicht auf weniger als 20m. Aber der Weg ist hervorragend hergerichtet und gut zu erkennen.
Auf dem regulären Weg geht es nun unterhalb des Kraterrandes von Deseada zurück. Eine mondartige Landschaft durchquert man dabei. Zuletzt ist ein Anstieg von etwa 80m zu überwinden, dann ist man schon wieder fast auf Höhe des 1949 ausgebrochenen Hoyo Negro. Zurück geht es auf demselben Weg. Alternativ kann man am Abzweig zum Montana de la Marcilla (1691) rechts abbiegen und über Montana el Caldero (1625m) zurück kehren.
Bei guter Sicht gewiss eine sehr schöne Wanderung, die einen von den Pinienwäldern hinauf bringt bis in die alpine Vegetation um die knapp 2000m hohen Vulkan um Deseada. Zu überwinden sind 830m bei einer Wegstrecke von 16km (die beschriebene Alternative ist etwa 2km länger.
TIPP: Wer eine gute Stunde Zeit hat, viel fahrerisches Können und Lust am Fahren auf unbefestigter Piste, der findet in der Forststraße von Los Canarios nach El Pilar eine ansprechende Herausforderung (Achtung: Bedingungen des Mietwagens durchlesen!). Die Piste wurde 2010 fertig gestellt und führt auf etwa 1000-1300m Höhe um die Südspitze der Insel herum (östliche und westliche Seite). Meist im Wald hat man doch immer wieder Ausblicke. Auch durchquert man mehrere Lavaströme und hat mit dem Hoya del Sima und dem Vulkan San Juan oberhalb von Las Manchas zwei Attraktionen, die es fast alleine schon wert sind. Der Hoyo ist ein scheinbar bodenloses Loch mitten im Wald. Ein Aussichtsplatz erlaubt den Nervenkitzel eines unmittelbaren Blicks hinab in die Dunkelheit. Der Vulkan San Juan liegt direkt neben der Straße und gut sichtbar sind die zähen Lavaströme, die bis hinab zum Meer flossen.
Allerdings nochmals eindringlich der Hinweis: Die Strecke ist rau, unbefestigt und mit einem Opel Astra gerade noch befahrbar (Bodenfreiheit). Außerdem versichern die Vermieter solche Ausflüge nicht.
Leicht zu finden ist der nördliche Einstieg in die Forststraße. Sie beginnt knapp hinter dem Aussichtspunkt, der etwa 1,5km vor El Pilar oberhalb einer Aschelandschaft liegt. Eben zieht er von dort weg Richtung Süden. In Los Canarios fährt man Richtung Friedhof und dann hinauf in die Berge.
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