14.07.2010 Aurlandsdalen - Bjönnstigen - Österbö
Der Morgen beginnt recht grau an unserem Stausee. Nach dem Frühstück geht es über die Schotterpiste zurück zur Straße und dann durch drei Tunnel (2-6km lang) zur Fjellstua Österbö. Wie an allen anderen, abgelegenen Stellen auch ist die Anzahl der Hütten auch hier gestiegen. Neben einem See gelegen ist dies ein schöner Ort, um eine Wanderung zu beginnen.
Wie zuvor beschrieben: Der Bus von Vassbygdi bringt einen hier hoch und auf einer 25km langen Wanderung kann man von hier oben aus dann das Tal durchwandern.
Wir wollen heute eine Rundwanderung machen. Vom Parkplatz außerhalb des umzäunten Gebietes aus geht es zunächst am von hier aus gesehen rechten Seeufer entlang. Dazu überqueren wir auf einer Brücke den Zufluss. Danach führt der Weg lieblich durch Wiesen. Nach einem kurzen Anstieg geht es durch ein Gatter und kurz darauf entlang einer der Stellen, die früher auf waghalsigen Leiterkonstruktionen überwundern werden musst. Aber das ist lange her. Noch in Zeiten der Besiedlung des Aurlandtals wurde der Weg in den Fels gesprengt. So ist der Durchstieg entlang der senkrecht in den See fallenden Felswand möglich.
Eine kleine Hüttengruppe an einem weiteren See wird passiert. Dann verschwindet der Weg im Birken- und Weidenwald. Etwa 1km nach der Hütte zweigt, gut beschildert, der Bjönnstigen nach rechts ab.
Es geht gleich mal einige zig Höhenmeter kräftig bergan. Doch dann wandelt sich der Weg zu einem herrlichen Saumpfad oberhalb des Flusstals. Immer wieder verlockt die Aussicht auf den tiefen Graben zum Verweilen.
Wir haben heute das Glück, dass sich der Tag in einen Sonnentag gewandelt hat. So versinken wir gerne in der überbordenden Blütenpracht. Vor allem der violette Rittersporn wächst hier in großer Menge.
Der Weg steigt langsam weiter an bis zu seinem Scheitel bei etwa 1000m. Etwa 60 Hm unterhalb sieht man eine weite, ebene Fläche mit einer Hütte. An der „Spitze“ der Fläche steht ein Funkmast.
Hier geht es nun hinunter bis zur Seter Holmen, um direkt danach wieder anzusteigen. An abgerundeten Buckeln vorbei erreicht man eine deutlich sichtbare Wegmarkierung. Ab jetzt gibt es etliche hervorragende Aussichtspunkte hinab ins Tal. Der Weg führt nun steil bergab bis zum Bjönstigvarden. Gewaltig senkt sich vor einem der Canyon hinab Richtung Aurland. Steil fallen die zum Teil senkrechten Wände hin zum fast unsichtbaren Flussverlauf ab. Und so eine senkrechte Wand scheint den Weiterweg zu versperren.
Doch folgt man dem Weg weiter, erfährt man bald die Lösung des Problems: Eine mit Stahlseilen versicherte Steilstufe wird etwas hemdsärmlich überwunden. Den Standard eines Via Ferrata erreicht das nicht, ist aber völlig ausreichend.
Steil steigt der Weg unter der senkrechten und überhängenden Wand entlang hinunter. Beim Blick nach oben kann einem schon der Gedanke an die Tonnen Gestein kommen, die da über einem darauf warten, herab zu fallen....irgendwann.
Bald ist man unten am Talweg angekommen. Wer Lust hat – und wir hatten diese natürlich an dem herrlichen Tag – kann nun nach rechts einen knappen Kilometer weitergehen. An einem mit Schwarzwasser gefüllten Tümpel vorbei erreicht man den Abzweig zum Vetlahelvete. Über einen Holzbohlenweg kommt man zu einer höhlenartigen Ausspülung des Felsen. Die Schmelzwässer der Eiszeiten haben hier einen großen Felsblock innerlich ausgehöhlt. Schön anzusehen und den Abstecher wert.
Dann geht es wieder zurück zum Abzweig und weiter das Tal hinauf.
Allerdings weit gefehlt, dass nun nur die vielleicht 150Hm zurück zu überwinden sind. Immer wieder steigt der Weg an, um Felsriegeln auszuweichen, um dann wieder zurück zu kehren zum rauschenden Bach. Dieses Auf und Ab unter senkrechten Felswänden und durch liebliche Wiesen und Wäldchen geht lustig etliche Male vonstatten. Erneut muß eine senkrechte Wand mittels heraus gesprengten Gangs durchquert werden. Unten liegen hausgroße Brocken im Flussbett und lassen das Wasser fast darunter verschwinden.
Hat man den Abzweig zum Bjönnstig erreicht, ist der Rückweg auch fast geschafft. Noch sind es zwei Kilometer zurück nach Österbö. Uns leuchtete die nun schon sinkende Sonne herrliche Farben in den lockeren Wald hinein.
Insgesamt ist die Wanderung anstrengend und lang. Man darf das Aurlanddalen nicht unterschätzen. Die Zahlen zur Wanderung: 16km Länge, 650Hm und 5 Std. Wanderzeit. Wer schönes Wetter hat, sollte ein paar Minuten oben drauf legen: So kann man diese herrliche Natur besser genießen.
Das wir an diesem Tag noch die lange Fahrt zum Ormtjernkampen Nationalpark in Angriff nehmen, liegt an der Erinnerung an die schöne Wanderung beim letzten Besuch. Aber es wird 23.00 Uhr, bis wir hinter Fagernes (in der Stadt steile Auffahrt Richtung Flughafen) auf der unbefestigten Verbindungsstraße an Lundsätra vorbei einen Nachtplatz finden. Hier oben auf der weiten Tundrahochfläche gibt es sehr viele Nachtplätze zu geben, die alle schon von Wohnwagenbesitzern in Beschlag genommen sind.